Das Gesundheitswesen wird häufig mit Kostendämpfung, steigenden Versicherungsbeiträgen oder düsteren Zukunftsszenarien von Unterversorgung und Rationierung assoziiert. Dabei ist dieser Bereich einer der Wachstumstreiber in Deutschland und auch ein Stabilisator in der aktuellen Krise – und zwar zusammen mit angrenzenden Branchen, die Güter und Dienstleistungen produzieren, die der Gesundheit der Menschen zugutekommen. Zur Gesundheitswirtschaft insgesamt gehören neben dem Gesundheitswesen im engeren Sinne – Ärzte, Krankenhäuser, Krankenversicherungen – auch die Medizintechnik, Apotheken, Pflegedienste, Pharmahersteller und -händler sowie weitergehend Kur- und Bäderwesen, die Fitnessindustrie, das Ernährungswesen etc. Insgesamt finden sich hier ca. 4,5 Mio. Beschäftigte und 260 Mrd. Euro Umsatz p.a. Der demografische Wandel weltweit und der medizinisch-technische Fortschritt zeigen deutlich: Wenn ein Wirtschaftsfeld zukunftsfähig ist, dann wohl die Gesundheitswirtschaft. Die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen und -produkten wird weiter zunehmen. Bis zum Jahr 2020 sind bis zu 1 Mio. neue Arbeitsplätze möglich. Diese wirtschaftliche Dimension muss gegenüber einer einseitig sozialpolitisch geprägten Debatte stärker in den Vordergrund rücken, um die Chancen nutzen zu können.
Märkte weltweit erschließen
Deutsche Gesundheitsprodukte – seien es Medizintechnik, Pharmaprodukte oder Klinikmanagement-Know-how – sind in der ganzen Welt gefragt. Angesichts zunehmenden Wohlstands in Asien, Russland oder Lateinamerika muss die deutsche Gesundheitswirtschaft die Chancen, die sich hier bieten, ergreifen. Der Mittelstand – wichtiger Träger der Gesundheitswirtschaft – kann hier noch stärker ausländische Märkte erschließen als bislang. Die Deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) leisten dabei Hilfestellung und erleichtern Mittelständlern den Einstieg.
Ausbildung zukunftsfähig gestalten
Fachkräftemangel in Kliniken, fehlende Pflegekräfte oder zu wenig Hightech-Spezialisten: Die Ausbildung neuer Experten ist Voraussetzung dafür, das Wachstumspotenzial in der Gesundheitswirtschaft zu heben. Hierfür muss die Attraktivität vieler Berufe erhöht werden. Und auch neue Berufsbilder – beispielsweise als Brücke zwischen Ärzten und Krankenpflegepersonal – werden benötigt.
Wettbewerb stärken und Versorgung sichern
Die Finanzierungssysteme im Gesundheitswesen müssen nachhaltig gestaltet werden, um auch in Zukunft eine flächendeckende Versorgung mit Gesundheitsleistungen zu sichern. Auf allen Ebenen der Leistungsbeziehungen im Gesundheitswesen gibt es dazu Effizienzpotenziale, die gehoben werden sollten. Verstärkter, fairer Wettbewerb führt zu niedrigeren Kosten und höherer Qualität, die den Versicherten und Kunden zugutekommen. Auch dies leistet einen Beitrag zur langfristigen Finanzierung des Gesundheitswesens und damit zur Stärkung der Gesundheitswirtschaft.
Der Beitrag der IHK-Organisation
Dies alles sind Herausforderungen, die gemeistert werden müssen. Die IHK-Organisation hat einen wichtigen Schritt getan und einen neuen Ausschuss für Gesundheitswirtschaft beim DIHK eingerichtet, der die verschiedenen Akteure an einen Tisch bringt. Hier werden künftig Vorschläge erarbeitet, die die genannten Themenfelder aufgreifen und einer übergreifenden Perspektive gerecht werden. Die IHK-Organisation kann hier auch spezifische Stärken einbringen – sei es über das AHK-Netz im Ausland oder bei Fragen der Berufsbildung. Auf diese Weise kann die Politik unterstützt werden, die Weichen richtig zu stellen.
Ansprechpartnerin: Dr. Anne Zimmermann, DIHK Berlin, Telefon 030 / 20 308 - 1116