Dr. paed. Werner Weishaupt

Eine Fallgeschichte

In meinem Artikel „Hypnose und Kinesiologie – eine ideale Kombinationstherapie“ (veröffentlicht in den Heften 12/07 und 01/08 der CO’MED) habe ich aufgezeigt, wie Suggestionen heilsam eingesetzt werden können. Dass unbedacht ausgesprochene Worte sich manchmal wie Suggestionen festsetzen und dann sogar Heilung verhindern können, zeigt die folgende Fallgeschichte. Darin geht es um eine Patientin, die sich im Alter von 79 Jahren einer Bauchoperation unterziehen musste. Die Heilung des Bauchschnittes zog sich über eineinhalb Jahre hin – und kam erst dann wieder richtig in Gang, als wir die Macht der ärztlichen Kommentare, die sie während der OP mit anhören musste, im Sinne einer „Dehypnose“ entkräften konnten.

Was war geschehen?

Im Juli 2008 musste sich Frau F. einer Darmoperation unterziehen, weil eine Darmverschlingung drohte und erhebliche Beschwerden verursachte. Bei dieser Operation war ein Bauchschnitt erforderlich, der sich über ca. 15 cm von unterhalb des Bauchnabels bis knapp über dem Schambein erstreckte. Die Wunde wurde ordnungsgemäß genäht und versorgt, zunächst im Krankenhaus, später dann ambulant in einer chirurgischen Praxis. Allerdings wollte sie nicht recht zuheilen und entzündete sich an den Rändern mehrfach. Auch diese Komplikationen wurden lokal und systemisch (u. a. mit der Gabe von Antibiotika) fachgerecht behandelt. Trotzdem blieb die Wunde offen und nässte ständig. Die Beeinträchtigungen im persönlichen Leben und Befinden der Patientin waren entsprechend groß. Sie ertrug das recht geduldig, schonte
sich und nahm alle Arzttermine regelmäßig wahr. Im Januar 2009 war der Zustand der Wunde so schlecht, dass eine erneute Operation nötig wurde, in der die verschiedenen Schichten noch einmal neu vernäht und versorgt wurden.

Allerdings führten auch diese Maßnahmen und die weitere regelmäßige Pflege der Wunde nicht zum gewünschten Erfolg – ebenso wenig der Wechsel zu einem anderen Arzt, der verschiedene Wund- und Heilsalben verordnete. Weil nun im Sommer 2009 ihre goldene Hochzeit bevorstand und sie wenigstens dann „eine respektable Figur“ machen wollte, fragte sie nach einer psycho-kinesiologischen Behandlung oder Unterstützung. Dass diese möglicherweise auch bei Wundheilungen hilfreich sein könnte, hatte sie aus ihrem Bekanntenkreis gehört und sich deshalb auf den Weg in die Praxis gemacht – quasi als „letzte Hoffnung“.

Wie gingen wir vor?

Normalerweise ist unser Organismus in der Lage, (Schnitt-)wunden zu heilen und das (je nach Größe und Beschaffenheit) sogar spurlos. Wenn wir uns z. B. mit dem Brotmesser verletzen und in den Finger schneiden, „weiß“ der Körper genau, was er tun muss, um das zerstörte Gewebe zu erneuern – und das sogar so präzise und vollkommen, dass unser Fingerabdruck keine Narben und Spuren mehr davon zeigt. Auch wenn die Heilung eines so großen Bauchschnittes ungleich schwieriger ist, weil die Gewebeschichten durch Gewicht und Bewegung der betroffenen Person wesentlich stärker strapaziert werden, bringt doch unser Organismus in aller Regel auch dieses Wunder fertig. Umso interessanter ist die Frage, warum das manchmal nicht passiert:

Wodurch werden die körpereigenen Heilkräfte so geschwächt, gelähmt oder außer Kraft gesetzt, dass sie ihre natürlich Aufgabe nicht erfüllen können?

Der kinesiologische Muskeltest stellt eine hervorragende Brücke zu den unbewussten und körperlichen Ebenen im Menschen dar, so dass wir mit seiner Hilfe entsprechende Fragen an den Organismus stellen und zuverlässige Antworten bekommen können. Im Falle von Frau F. erkundigte ich mich deshalb nach folgenden Sachverhalten, die sich auch bei ähnlichen Problematiken bewährt haben:

  • Wie aktiv sind ihre Selbstheilungskräfte im Bereich der Wunde? Ergebnis: zur Zeit 40 Prozent
  • Wann waren ihre Selbstheilungskräfte diesbezüglich noch zu 100 Prozent aktiv? Ergebnis: im Juni 2008, also vor der ersten Operation.
  • Was hat diese Verringerung bewirkt? War es ein Faktor oder waren es mehrere? Spielte ein innerer oder äußerer Einfluss eine Rolle, ein bestimmtes Erlebnis, ein Gefühl, eine Angst, ein Sabotageprogramm, ein Selbstzerstörungsmuster …? Ergebnis: ein äußerer Einfluss, den sie über die Ohren aufgenommen hatte – und zwar während der Operation.

Weitere präzisierende Fragen brachten dann ans Licht, dass die operierenden Ärzte ihr nach der OP mitgeteilt hatten, der Eingriff sei wohl recht schwierig gewesen. Und ähnlich bzw. noch wesentlich drastischer und skeptischer hinsichtlich ihrer Heilungschancen müssen sie sich schon geäußert haben, während die Patientin noch in Narkose war. Dies brachte jedenfalls eine Minitrance zutage, die ich an dieser Stelle des Therapieprozesses induzierte, um der Patientin eine genaue Erinnerung an die von ihr gehörten ärztlichen Kommentare und Prognosen zu ermöglichen, die sich bei ihr wie posthypnotische Aufträge festgesetzt hatten. (Es ist eigentlich schon lange bekannt, dass das Unbewusste alles mitbekommt und registriert, was während einer solchen OP geschieht und im Grunde durch die Narkose nur die Schmerzwahrnehmung ausgeschaltet ist.)

Fatalerweise wurden, wie die weiteren Testergebnisse zeigten, diese Negativprognosen jedes Mal verstärkt, wenn die Patientin die offene Wunde an ihrem Bauch sah. Angesichts des „Riesenschnitts“ erschrak sie sich immer wieder neu und hielt damit unbewusst die Skepsis bezüglich ihrer Heilungschancen aufrecht.

Wie wurde das gelöst?

Prinzipiell gibt es hier verschiedene Möglichkeiten der Traumapsychotherapie, z. B. in der Trance mit befreienden „Gegensuggestionen“ und Heilungsbildern zu arbeiten und damit die Blockaden zu durchbrechen. Weitere Möglichkeiten sind durch kinesiologische Techniken gegeben, die durch rasche Augenfolgebewegungen dazu führen, dass schockartige Eindrücke quasi „verwischt“ und dadurch ihrer Macht beraubt werden. Diese Techniken wurden später auch als EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) beschrieben. Schließlich gibt es weitere kinesiologische Interventionen, bei denen bestimmte Reflexpunkte (z. B. die Glabella) mit Licht bestrahlt und parallel bestimmte Akupunkte (z. B. Ni 27) aktiviert sowie begleitend befreiende Affirmationen gesprochen werden. Im konkreten Fall mussten alle drei Arbeitsformen miteinander kombiniert werden, um die Blockierung der Selbstheilungskräfte zu durchbrechen.

Im Laufe von zwei Sitzungen konnten sie schrittweise auf 100 Prozent aktiviert werden, was sich zunächst nur durch den Nachtest ergab, dann aber schon bald von der Patientin und ihrem behandelnden Arzt bestätigt wurde: Die Wundränder heilten ab, die Wunde trocknete und wurde zusehends kleiner, so dass die Patientin erleichtert und fröhlich ihre goldene Hochzeit feiern konnte.

Quelle: EVfK


Dr. paed. Werner Weishaupt ist Dozent und Heilpraktiker für Psychotherapie und Kinesiologie. Er ist Leiter der „Praxis im Zentrum für Psychotherapie und Kinesiologie” in Salzgitter. In seiner eigenen therapeutischen Tätigkeit liegt der Schwerpunkt bei der Psychosomatische Kinesiologie für Erwachsene und Kinder sowie der Gruppenarbeit und Supervision. Dr. Weishaupt ist vielen Kollegen bekannt durch seine Vorträge und Seminare bei den regelmäßig stattfindenden Psychotherapie-Symposien des „Verbandes Freier Psychotherapeuten, Heilpraktiker für Psychotherapie und Psychologischer Berater e.V.“, dessen Präsident er seit 2003 ist. Darüber hinaus ist er Mitglied im erweiterten Vorstand des Europäischen Verbandes für Kinesiologie (EVfK).

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