Christoph Döhlemann, Udo Hopfenmüller

Ein Kommentar zur aktuellen Lage der Personalarbeit in Deutschland

Erstmals nach zuvor elf Monaten drastischer Rückgänge sind im Juni 2009 die absoluten Zahlen der Beschäftigten in Zeitarbeitsunternehmen wieder angestiegen. Damit konnte der Abwärtstrend, der in der Wirtschaftskrise allerorts spürbar wurde, gestoppt werden. Es ist sicher noch zu früh, dass die Zeitarbeitsbranche als Krisengewinner bezeichnet werden kann, doch die steigenden Mitarbeiterzahlen sind ein Indiz dafür.

Doch kaum waren die Zahlen veröffentlicht, hob sogleich der Tenor von vielen Seiten an, die Zeitarbeit als Schreckgespenst darzustellen. Schließlich wurde in Zeitarbeitsunternehmen überproportional entlassen, sank die Zahl der Beschäftigten in der Krise absolut um mehr als 30 Prozent. So war von der Zeitarbeit im „Funktionswandel“ die Rede. In Zukunft werde sie flächendeckend von Unternehmen zunehmend strategisch genutzt. Strategisch bedeute dabei vor allem, durch billige und schnelle Entlassungen ohne Gedanken an Sozialpläne oder Abfindungen Lohnkosten zu sparen und Personalkosten zu senken, um die Rendite abzusichern. Vom starken Anreiz Stammbelegschaften durch Leiharbeiter zu ersetzen, sobald der Aufschwung komme, war da zu lesen.

Oft wird dabei schlicht vergessen bzw. nicht registriert, dass Zeitarbeit nach dem allgemeinen deutschen Arbeitsrecht organisiert ist. Zeitarbeitnehmer sind sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, die ein normales Arbeitsverhältnis mit der Zeitarbeitsfirma haben, und deshalb auch der Kranken- und Rentenversicherung unterliegen. In eigenen Tarifverträgen, die die beiden großen Verbände der Zeitarbeitsbranche, der Bundesverband Zeitarbeit Personal-Dienstleistungen (BZA) und der Interessenverband Zeitarbeit (iGZ), mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) aushandeln und seit 2004 zwingend vorgeschrieben sind, ist geregelt, wie Zeitarbeit bei den verschiedenen Einsatzbetrieben geleistet wird. Neben diesen sind zahlreiche Haustarife sowie Tarifverträge mit dem Arbeitgeberverband Mittelständischer Personaldienstleister (AMP) in Deutschland üblich. Wie immer sie vereinbart werden: Zeitarbeitsunternehmer haben vor allem normale Arbeitgeberaufgaben, und Zeitarbeit  ist als reguläres Arbeitsverhältnis deutlich von Teilzeit und befristeten Arbeitsverhältnissen zu unterscheiden.

Den Boom, den die Zeitarbeit bis zur Krise erlebt hat und wohl auch in der Zukunft erleben wird, als Antwort auf die Tatsache zu deuten, dass die klassische und unbefristete Vollzeitbeschäftigung mehr und mehr der Vergangenheit angehört, wird oft klein geredet. Dass die Zeitarbeit wichtige Funktionen im Arbeitsmarkt leistet, ist nicht von der Hand zu weisen. In Frage gestellt wird auch, dass sich dank der zuvor erwähnten politischen Rahmenbedingungen Zeitarbeit zu einer eigenständigen und anerkannten Branche entwickelt hat. Den Problemen auf dem deutschen Arbeitsmarkt kann sie mit Flexibilität entgegnen, immer noch ermöglicht sie vielen Arbeitslosen, nicht nur Langzeitarbeitslosen, überhaupt erst wieder in die Arbeit zu gelangen.

Gegen die Generalkritik an der Zeitarbeit setzen sich die Interessenverbände in ihren aktuellen Statements zur Wehr. Sie plädieren für faire Standards für die Zeitarbeit, damit die Branche zukunftssicher auf solider gesetzlicher und tariflicher Basis gestellt werden kann. Sie stellen heraus, dass die abgeschlossenen Flächentarifverträge die Bedingungen der Leiharbeiter durch die Tarifverträge und qualifizierte Betriebsvereinbarungen verbessern, um so auf dem Weg einer annähernden Gleichstellung der beschäftigten Leiharbeiter und Stammmitarbeiter voran zu kommen.

Es ist nicht zu leugnen, dass Leiharbeiter noch allzu häufig viel weniger verdienen als andere Beschäftigte und auch Mitgliederunternehmen von iGZ und BZA die abgeschlossenen Tarifverträge zu unterlaufen trachten. Wie in jeder Branche, so gibt es auch in der Zeitarbeit Unternehmen, die nicht seriös arbeiten und Gesetze „flexibel“ auslegen. Auch im Vergleich zu den direkten Nachbarländern sind die Verdienstmöglichkeiten noch eingeschränkt. Aber Zeitarbeit war und ist zu fairen Bedingungen in Deutschland möglich. Kreativität ist gefragt, schließlich sind viele Zeitarbeitsmodelle denkbar. Unternehmen der Branche, die konsequent nach den vorliegenden Gesetzen professionell arbeiten, nehmen ihre Sorgfaltspflicht ernst. Sie wollen weder Minimalstundenlöhne zahlen noch ihren Mitarbeitern schlechte Arbeitsbedingungen zumuten. Jedes Unternehmen sollte daran interessiert sein, Mitarbeiter, auch Zeitarbeiter, einzusetzen, die zufrieden und gut motiviert arbeiten.

Weitere Informationen:

personal-iDee
Schloßstraße 13
85658 Egmating
Tel.: 08095/875021
Email: info@personal-iDee.de
Homepage: www.personal-iDee.de
 

Christoph Döhlemann ist im Bereich Persönlichkeitsentwicklung als Trainer, Berater sowie Coach tätig und selbst seit 20 Jahren ein Branchenkenner der Personaldienstleistungsbranche.
www.doehlemann.de

Udo Hopfenmüller ist Herausgeber der Zeitschrift „PQ – Das Businessmagazin für Personaldienstleistungsunternehmen“
www.pq-magazin.de

Quelle: MM-PR

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