7 Fragen zum Bücherschreiben und zum Vermarkten von Büchern an Ute Flockenhaus
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- Kategorie: Professionalisierung
Ute Flockenhaus, Literatur-Agentin und Autoren-Coach
7 Fragen zum Bücherschreiben und zum Vermarkten von Büchern an Ute Flockenhaus
Bernhard S. Laukamp: Was schwarz auf weiß geschrieben steht, hat Gewicht, und wenn es in einem Buch steht, noch mehr! Es spricht i.d.R. für Kompetenz und Autorität des Autors zu seinem Thema. Vielleicht sagt man auch deshalb dem Wort "Autor" eine Beziehung zum Wort "Autorität" nach? Auch dass spricht dafür, dass man als Trainer, Berater oder Coach frühzeitig ein Buch schreiben und in sein Markting einbauen sollte.
Als ich mit Ute Flockenhaus zum ersten Mal sprach, um zu prüfen, ob ich sie für das Autorentreffen im Juli 2017 als Expertin engagieren sollte, antwortete Sie mir auf meine Frage Was Autoren denn falsch machen können?: "Vieles - und vieles davon lässt sich später nur schwer korrigieren!" Bei ihrem späteren 45-minütigen Vortrag auf dem Autorentreffen bekamen wir dann einen Vorgeschmack darauf, wo die Knackpunkte in unseren Buch-Projekten liegen können.
Ich habe Ute Flockenhaus (Literatur-Agentin und Autoren-Coach) sieben Fragen gestellt, deren Antworten, sicherlich auch viele Autoren und solche, die es werden möchten, interessieren werden.
Wenn ich ein Sachbuch schreiben möchte, wie fange ich am besten an?
Ute Flockenhaus: Hinter der Idee, ein Buch schreiben zu wollen, steckt ja immer ein bestimmter Wunsch oder ein Ziel. Was möchte ich als Autor mit dem Buch erreichen? Den klammheimlichen Wunsch eines jeden Autors, auf Anhieb einen Bestseller zu lancieren, belassen wir an dieser Stelle einmal in seiner Heimlichkeit. Realistische Ziele wären jedoch: Ich möchte ein Thema sichtbar machen. Ich möchte mich als Experte positionieren. Ich möchte den Leser unterhaltsam informieren.
Es ist wichtig, sich über das eigene Ziel, das man mit dem Schreiben verfolgt, klar zu sein. Denn dieses Ziel stellt die Weichen für die Art des Buches und die eigene Herangehensweise.
Da ein Buch nicht über Nacht entsteht, sondern den Autor in der Regel über viele Monate hinweg beschäftigt, sollte eine große Begeisterung und Leidenschaft für das Buchthema und die Auseinandersetzung damit vorhanden sein. Geht es beim Autor anfangs nur um den Wunsch, ein Buch zu veröffentlichen, um z.B. als Autor sein Renommee zu erhöhen, und ist das Thema noch nicht ganz klar, sollte er sich fragen: Ist das Thema so spannend und interessant für mich, dass ich mich damit über Monate hinweg beschäftigen mag? Ist der Zeitinvest es wert? Wo werde ich zugunsten des Buchprojektes zeitliche Abstriche machen müssen? In welchen meiner Lebensbereiche komme ich mit weniger Zeit aus?
Das klingt anstrengend und nach harter Arbeit.
Ute Flockenhaus: Dem ist nicht zufällig so. Ein Buchprojekt ist kein Spaziergang. Eher schon eine Klettertour – aber mit herrlichen Aussichten!
Wenn die Weichen hinsichtlich der beiden obigen Punkte gut gestellt sind, beginnt die praktische Arbeit des Schreibens von Sachtexten mit dem Sammeln von Informationen und Inhalten. Welche Themen will ich in dem Buch behandeln? Was darf nicht fehlen, was ist nice to have? Was steht im Mittelpunkt und wie lässt sich aus all dem ein spannender roter Faden spinnen? Wie stellt sich das Thema aktuell im Markt dar?
Mit dem eigentlichen Schreiben beginne ich in der Regel erst, wenn das Konzept klar ist und ich weiß, wie ich den Leser durch das Thema führe.
Was sind die drei größten Fehler, die Autoren immer wieder machen?
Ute Flockenhaus: Der Fehler Nummer 1, der auch am meisten weh tut, ist, den Leser aus dem Blick zu verlieren. Denn für ihn schreiben wir ja unsere Sachtexte, ihm wollen wir etwas mitteilen oder ihm Tipps und Rat geben. Wenn diese Intention, dieser Wille fehlt, gerät ein Buch oftmals zum selbstverliebten Geschwafel. Oder es driftet in eine chaotische Strukturlosigkeit ab, die jeden Leser abhängt.
Wir sollten uns darüber klar sein, dass ein Buch ein Deal ist zwischen Autor und Leser, ein Tausch von Denken und Zeit. Der Leser investiert in erster Linie Lesezeit, der Autor denkt. Wenn ich als Leser merke, dass der Autor beginnt zu faseln, lasse ich den Deal platzen und stelle das Buch ins Regal – bestenfalls. Eine andere unangenehme Möglichkeit der Leserreaktion könnten schlechte Bewertungen auf Online-Buchhandels-Plattformen sein.
Fehler Nummer 2 ist Unklarheit. Manchmal wollen wir zu viel. Wir sind so angetan und überzeugt von unserem Thema, dass wir den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Das Wesentliche gerät aus dem Blick, weil dieses und jenes nicht fehlen darf, aber unterm Strich durch zu viele Details den Fokus trübt. Weniger ist deshalb meistens mehr. Wir müssen dem Leser nicht jede Kleinigkeit haarklein erklären und ein Thema mit allen Wenns und Abers durchdeklinieren. Auch der Leser kann denken, und er mag denken. Wir sollten ihm Raum dafür geben und ihn mitspielen lassen.
Fehler Nummer 3: Tendenziell wird der Aufwand für ein Buchprojekt eher unter- statt überschätzt. Es ist schade, wenn dem Autor auf halber Strecke, nämlich dann, wenn das Manuskript geschrieben ist, die Luft ausgeht. Auch als sehr geübter Schreiber gebe ich keinen Text heraus, ohne ihn überarbeitet zu haben. Selbst jede Mail wird noch einmal prüfend gelesen. Erst in diesem Überarbeitungsschritt entsteht häufig die eigentliche Qualität eines Textes. Was will ich mit meinem Text sagen? Und habe ich das gesagt, was ich sagen will? Bei der sorgfältigen Überarbeitung eines Textes werde ich unter anderem feststellen, dass eine überraschende Anzahl von Wörtern keinen Nutzen hat. Oder dass sich Formulierungsklischees auch in frischere Wörter fassen lassen. In Magister- oder Diplomarbeiten zum Beispiel heißt es gerne, dass weitere Ausführungen „die Grenzen sprengen“ würden, was der Prof möglicherweise anders sieht und befindet, dass selbiges Traktat durchaus noch „Luft nach oben hat“. Also: Formulieren Sie lieber originell und vermeiden Sie abgenutzte Sprachmuster.
Kann man diese Fehler später wieder korrigieren?
Ute Flockenhaus: Die Antwort ergibt sich durch Fehler Nummer drei. Will heißen, beim Überarbeiten kann ich vieles, was im Text noch nicht richtig sitzt, passend machen. Ist das Buch aber erst einmal publiziert, lässt sich so leicht nichts mehr korrigieren. Verlassen Sie sich nicht zu sehr auf das Lektorat des Verlages. Sie sind der Experte und Ihr Name steht letztlich auf dem Buchcover, so dass man Ihnen allein auch die Verantwortung für die Buchinhalte zuschreibt. Legen Sie das Manuskript kritischen, aber vertrauenswürdigen Probelesern vor, bevor Sie es an den Verlag schicken. Ein ehrliches Feedback ist in dieser Phase Gold wert.
Nach dem Schreiben fängt die Arbeit oftmals ja erst richtig an. Was können Sie einem Autor in Bezug auf die Vermarktung seines Buches empfehlen?
Ute Flockenhaus: Fakt ist, dass ein Buch sich nicht von selbst verkauft. Man muss also etwas dafür tun. Das erwarten zunehmend auch die Verlage von ihren Autoren. Die Möglichkeiten und Ansätze, die ein Buch bietet, um entweder sich selbst oder den Autor zu vermarkten, sind vergleichsweise vielfältig. Ein Buch ist einerseits ein Produkt wie – sagen wir – ein Auto oder Zahnpasta und entsprechend kann ich dafür mit einem Mix an Marketinginstrumenten werben. Ein Buch ist jedoch gleichzeitig auch Content, der sich für die Vermarktung nutzen lässt – und dies meist kostengünstiger als die klassischen Werbemaßnahmen. Aus meinen Buchinhalten kann ich zum Beispiel Whitepaper oder Blogtexte extrahieren und damit werbliche Effekte erzielen, die mir sowohl als Autor nutzen als auch dem Buch als Produkt, sofern ich auf es hinweise.
Angesichts der Vielfalt von Vermarktungsmöglichkeiten sei gesagt, dass es nie eine Einzelmaßnahme ist, die ein Buch nach vorne bringt, sondern immer eine Summe von vielen verschiedenen Aktionen, die auch eine zeitliche Dimension haben. Andererseits ist man als Autor mit Sicherheit überfordert, wollte man alle begehbaren Vermarktungswege auch einschlagen. Eine gewisse Begrenzung auf die Marketinginstrumente, die man gut bedienen und spielen kann, ist besser, als überall ein bisschen mitzumischen.
Es gibt in Deutschland zwei große Buchmessen, eine in Frankfurt am Main und eine in Leipzig. Lohnt es sich für Autoren, diese Messen zu besuchen?
Ute Flockenhaus: Beide Messen, obgleich sie völlig unterschiedlich sind, sind für Besucher ein Erlebnis. In Leipzig kann man während der vier Messetage unzählige Lesungen besuchen und aktuelle Autoren im Interview mit den großen Medien hautnah erleben. Die Buchmesse in Frankfurt ist als eine der größten internationalen Buchmessen weltweit business-lastiger und nur am Wochenende für das breite Publikum zugänglich. Beide Messen vermitteln dem Besucher ein kaleidoskopisches Bild dieser sehr bunten Buchwelt, dessen Teil ich als Autor ja bin. Zum Networken ist besonders die Frankfurter Buchmesse für Autoren lohnend. Um ruhige Gespräche mit Lektoren oder Marketingmitarbeitern der Verlage zu führen, eher nicht.
Welche drei Tipps können Sie Autoren geben, die vorhaben, ein Buch zu schreiben?
Mein erster Tipp: Die beste Zeit, ein Buch zu schreiben, ist jetzt. Will heißen: Gehen Sie Ihr Buchprojekt an, es lohnt sich in vielerlei Hinsicht. Nur schreibend reflektiert man sich gründlich und ist genötigt, Dinge tiefer zu durchdenken. Man lernt auch in solchen Themenbereichen enorm viel, in denen man sich schon Jahre bewegt. Noch nie habe ich jemanden sagen hören, er hätte bereut, ein Buch geschrieben zu haben. Das Gegenteil, also das Bedauern, es nicht getan zu haben, hört man hingegen schon ab und zu.
Tipp zwei: Lesen Sie gute Bücher. Nicht nur zum eigenen Fachbereich, sondern über diesen Horizont hinaus. Lassen Sie sich inspirieren von schönen Formulierungen oder originellen Buchkonzepten. Lesen Sie mit der Brille des Autors: Was hat der Autorenkollege gut gemacht, was berührt Sie als Leser, was gefällt Ihnen nicht? Und: Lesen Sie keine schlechten Bücher, das ist Zeitverschwendung und verdirbt den Charakter.
Tipp drei: Auch wenn der Schreibprozess an sich ein eher einsames Geschäft ist, entsteht ein Buch immer im Zusammenspiel mit vielen Menschen. Die langen Danksagungen am Ende vieler Bücher legen hierfür Zeugnis ab. Kümmern Sie sich also um Sparringpartner, die sie unterstützen und mit denen Sie sich austauschen können. So vermeiden Sie zum einen den Tunnelblick, der immer dann droht, wenn wir uns intensiv mit einer Sache beschäftigen. Zum anderen ist man als Autor meist nicht in allen Aufgaben firm, die einem ein Buchprojekt abverlangt. Was absolut kein Beinbruch ist, denn was ich nicht kann, können andere. Dies kann inhaltliche Punkte des Buches betreffen oder die Verlagssuche oder Vermarktungsfragen. Für mein eigenes Buch zum Beispiel habe ich Erstleser gesucht, die mir vor der Manuskriptabgabe Feedback zu meinem Buch gegeben haben. Als Dankeschön bekam jeder Erstleser das Buch bei Erscheinen geschenkt.
Ute Flockenhaus
Ute Flockenhaus hat Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft studiert und ist seit 1987 in der Buchbranche tätig. Von 1992 bis März 2016 hat sie das Programm des GABAL Verlags verantwortet und den Verlag mit aufgebaut. Die Produktion von mehr als 1.000 Büchern und unzähligen anderen Medien boten ihr reichlich Gelegenheit, ein einzigartiges Buch-Know-how aufzubauen.
Seit 2016 unterstützt sie als Autorencoach und Literaturagentin Autoren und Verlage rund um die Konzeption und Produktion von Büchern. Überdies ist sie Hochschuldozentin für Managementtrainer an der Steinbeis Hochschule Berlin sowie Autorin.
Bücher zu machen und aus Autoren das Beste herauszuholen ist ihre Leidenschaft.
Wir bedanken uns bei Ute Flockenhaus für das Interview.
Das Interview führte Bernhard Siegfried Laukamp, Leiter Trainertreffen Deutschland und Herausgeber der Zeitschrift TrainerJournal – Fachzeitschrift für Trainer, Berater und Coaches.
Der Workshop für Autoren
Unser Workshop-Tipp für Buchautoren und solche, die es werden möchten mit Ute Flockenhaus:
Das Trainertreffen Deutschland veranstaltet für Autoren und solche die es werden möchten ein Autoren-Lab als Intensiv-Workshop mit Ute Flockenhaus, in dem Sie lernen, wie Sie Fehler bei Ihrem Buchprojekt vermeiden und erfolgreich Ihr Buch schreiben und veröffentlichen können. Sie gibt wertvolle Tipps für die Vermarktung und zeigt Ihnen, wie Sie den richtigen Verlag für Ihr Buchprojekt finden und für sich gewinnen können.