Mit einer klaren Honorar-Empfehlung bezieht der BDVT jetzt Position in der Debatte um Honorare für Trainer, Berater und Coaches. Die Empfehlungen liegen leicht über denen, die in bundesweiten Umfragen ermittelt wurden und sollen bei Honorarverhandlungen Auftraggebern und -Nehmern eine Orientierungshilfe bieten.

Stephan Gingter, Leiter der BDVT-Projektgruppe „Qualitäts-Preisoffensive des BDVT“ und Mitglied des BDVT-Führungskreises: „Weiterbildung, Beratung und Coaching sind Wertschöpfung für Unternehmen und Einzel-Personen sowie eine Investition für deren Zukunftsfähigkeit. So sorgen BDVT-Trainer, -Coaches und -Berater beispielweise dafür, dass ein Unternehmen seine Leistung und den Ertrag steigert. Der Nutzen und die Nachhaltigkeit sind wesentliche Stellschrauben – und bestimmen die Höhe der Investition.“ Dafür will der BDVT mit der Honorar-Empfehlung eine Orientierung geben.

Die Empfehlungen wurden im Markt mehrheitlich kritisch komentiert und von vielen Kommentatoren als "wenig hilfreich" bis "schädlich" angesehen.

 

Honorarentwicklungen werden schon immer argwöhnisch beobachtet. Angemessene Honorare, die den jeweiligen Aufwand und das Risiko des Trainers berücksichtigen, sind zumindest für junge Trainer oft ein Wunschtraum.

Die BDVT-Honorar-Empfehlung beginnt bei einem Tagessatz von 700 Euro für Trainer am Beginn ihrer Karriere (für Aufträge ohne eigene Akquise und ohne eigene Konzeption) und endet bei einem Tagessatz von 2.300 Euro für Beratungsaufträge erfahrener Berater (Senior Professional). Für Individual-Trainings empfiehlt der BDVT

- 1.200 Euro/Tag für Trainer am Beginn ihrer Karriere (Starter)
- 1.800 Euro/Tag für Trainer mit einiger Erfahrung (Professional)
- 2.100 Euro/Tag für sehr erfahrene Trainer (Senior-Professional)

Demgegenüber beobachtet Jürgen Graf in der Weiterbildungsstudie 2012, managerSeminare, einen Tagessatz von

- 800 Euro für Berufseinsteiger (weniger als 2 Jahre Erfahrung)
- 1.300 Euro für erfahrene Trainer (nach 16 Jahren Berufserfahrung).

Aus der gleichen Studie wird auch deutlich, dass nur 2,1 Prozent der weiblichen und 8,5 Prozent der männlichen Befragten einen Tagessatz über 2.000 Euro berechnen.

Wie sehr die Honorare selbst innerhalb des BDVT streuen, zeigt eine Befragung unter BDVT-Mitgliedern im Frühjahr dieses Jahres. Danach berechnen

- 14 Prozent mehr als 2.000 Euro Tagessatz,
- 54 Prozent einen Tagessatz zwischen 1.001 Euro und 2.000 Euro,
- 32 Prozent einen Tagessatz von unter 1.000 Euro

Der große Anteil von BDVT-Mitgliedern mit Tagessätzen unter 1.000 Euro hat BDVT-Präsident Claus von Kutzschenbach „schon ein wenig überrascht“. Er erklärt sich das mit überproportional vielen Berufsstartern, die diese Frage beantwortet haben und die nach ihrer Ausbildung in den Instituten BDVT-Akademie im BDVT ihre erste berufliche Heimat fänden.

Starter, Professional, Senior-Professional: Das ist abhängig von der Erfahrung und den Kenntnissen des Trainers, Beraters oder Coachs. Auch die Lebenserfahrung spielt eine wesentliche Rolle. Und nicht zuletzt ist die Ausbildung ein wichtiger Faktor für die Zuordnung zu den entsprechenden Gruppen.

Starter sind im Sinne des BDVT Jungtrainer (in Berufs- und Lebenserfahrung), deren Ausbildung noch nicht final abgeschlossen ist.

Professionals
sind Trainer, Berater und Coachs, deren Ausbildung abgeschlossen ist und die sich über die BDVT Compliance verpflichtet haben, die dort genannten Gütekriterien zu erfüllen. Sie bringen erste Prozess- und Trainingserfahrung mit.

Senior-Professionals
sind Trainer, Berater und Coachs, die die genannten Kriterien ebenfalls erfüllen. Sie zeichnen sich zusätzlich durch umfassende Lebens-, Trainings- und Prozesserfahrung aus.

Die Rahmenbedingungen sind bei einer Maßnahme immer ein wichtiger Faktor. Ein gutes Briefinggespräch ist oft mit einer Weiterbildung und sonstiger geldwerter Information für die Gesprächspartner gleichzusetzen. Denn es stehen die Ziele des Kunden im Vordergrund. Abrundend kann das vereinbarte Volumen auch den Preis beeinflussen.

 

 

Der BDVT e.V. , Köln, – Der Berufsverband für Trainer, Berater und Coaches – ist mit seiner Gründung 1964 der älteste Berufsverband für Trainer, Berater und Coaches im deutschsprachigen Raum. Als Partner der Wirtschaft setzt er sich ein für Qualität in Training, Beratung und Coaching. www.bdvt.de

Kommentare zu den BDVT-Honrar-Empfehlungen

Gaby Graupner, Präsidentin der German Speakers Association (GSA): Mehr Schaden als Nutzen
"Diese Honorarempfehlung war sicherlich gut gemeint. Es stellt sich aber die Frage: Nützt oder schadet sie mehr? Ich vertrete klar die Meinung: Sie schadet mehr!" Quelle: Traiingaktuell 10/2012


Christopher Rauen, 1. Vorsitzender des Deutschen Bundesverbandes Coaching e.V. (DBVC): Honorare für Coaches zu hoch
"Gemäß der DBVC Coaching Marktanalyse 2011, die mit der Philipps-Universität Marburg erstellt wurde, lag der durchschnittliche Brutto-Stundensatz für Coaches im Jahr 2010 bei 177,89 EURO. Der BDVT gibt jdeoch schon für die Kategorie Sarter eine Honorarempfehlung von 200,- EURO netto je Coaching-Stunde. Als Starter werden dabei Personen mit nicht abgeschlossener Ausbildung angesehen. Diesen Stundensatz halten wir daher für unrealistisch. Professionals sollten laut BDVT-Honorarempfehlung ab 240,- EURO verlangen. Als Professional werden hier Personen mit abgeschlossner Ausbildung und erster Erfahrung definiert. Auch für diese Personengruppe halten wir die gegebene Honorarempfehlung für zu hoch. ... Grundsätzlich geben wir unseren Mitgliedern jedoch keine Honorarempfehlungen, da die Möglichkeiten der individuellen Ausgestaltung erfahrungsgemäß recht vielzählig sind unf wir diese Pluralität begrüßen." Quelle: Trainingaktuell 10/2012

Jutta Häuser, Geschäftsführerin der Trainervermittlung Ypsilon: Willkürlich, nicht transparent
"Die Honroarempfehlung des BDVT schafft mehr Verwirrung als Klarheit. Die Unterteilung in die Kategorien Starter, Professionals und Senior Professional erscheint mir nicht sinnvoll. Denn welches Unternehmen würde schon bewusst einen Anfänger buchen? Manch eines zahlt zwar nur einen Tagessatz von 1.000 EURO - auch dafür erwartet es aber immer 100 Prozent Leitung vom Trainer. ... Auch wurde nicht berücksichtigt, dass es große Unterschiede je nach Thema und Branche gibt, ..." Quelle: Trainingaktuell 10/2012

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