Zamyat M. Klein Zamyat M. Klein

Über das Schreiben von Fachbüchern - Teil 2

Vorweg möchte ich noch einmal schreiben, dass ich hier keine allgemeingültigen und wissenschaftlich abgesicherten Ergebnisse veröffentliche (was auch immer das sein mögen), sondern von meinen Erfahrungen berichte. Von denen andere vielleicht auch etwas lernen können.

In diesem Beitrag geht es weiterhin um den Prozess des Schreibens. Über das Veröffentlichen werde ich später auch einen Beitrag schreiben.

Viele Trainer fragen mich, wie ich das denn mache. Sie würden auch gerne ein Buch schreiben, hätten auch ein tolles Thema und den Stoff komplett, aber das Schreiben...! Entweder kommt das Argument: „Dafür habe ich keine Zeit“ oder auch „Dazu fehlt mir die Disziplin“.

„Wie schaffst du das, regelmäßig zu schreiben? Und wie lange braucht man für ein Buch?“, sind häufig gestellte Fragen.

Darauf gehe ich in diesem Beitrag ein:

- Wie lange braucht man für ein Buch?
- Wie teile ich mir die Zeit ein?

- Ist es nicht schwer, dran zu bleiben?
- Wie gliedere ich ein Buch?
- Wie behalte ich den Überblick?

Wie lange braucht man für ein Buch?

Pauschal lässt sich der erste Aspekt kaum beantworten. Das hängt von vielen Faktoren ab. Wie viel Sie schon über das Thema wissen, ob Sie schon vorher Literatur dazu gelesen haben, ob Sie über etwas berichten, was Sie ohnehin tagtäglich machen oder ob Sie ein Thema völlig neu aufarbeiten.

Dann liegt es natürlich auch daran, wie schnell Sie schreiben und wie leicht es Ihnen fällt. Hämmern Sie einfach fröhlich in die Tasten oder knobeln und feilen Sie an jedem Satz herum? Macht es Ihnen Freude oder quälen Sie sich?

Im letzteren Fall würde ich Ihnen eher davon abraten ein Buch zu schreiben. Oder zumindest sehr genau Ihre Motivation prüfen, warum Sie ein Buch schreiben wollen. Ist Ihre Motivation stark genug, dass Sie sich regelmäßig einer Arbeit unterziehen, die Ihnen keinen Spaß macht?

Mein 1. Buch „Ganzheitliches Lehren und Lernen“ habe ich in ca. 2 Wochen geschrieben. Aber ich habe dort ein Seminar beschrieben, das ich schon oft gemacht habe und wo alle Unterlagen vorlagen, wo ich die Literatur schon früher gelesen hatte.

Band 1, Lerntechniken und -methoden
hiba -Verlag 1995, Neuauflage 2004
ISBN: 3-89751-129-0 

Bei späteren Büchern hat sich der Prozess über ein Jahr hingezogen. Wobei ich nicht das ganze Jahr täglich daran geschrieben habe.

Wie teile ich mir die Zeit ein?

Zeiteinteilung für das ganze Buch

Bei Büchern wie den „Kreativen Geistern wecken“ oder meinem aktuellen über Suggestopädie schreibe ich gerne längere Zeit an einem Stück , um mich nicht immer wieder neu hineindenken zu müssen und den roten Faden zu behalten.

Dazu blockiere ich dann in der Jahresplanung Zeiten, in denen erfahrungsgemäß nicht so viele Seminare stattfinden. Das war überhaupt der Grund, weshalb ich auf die Idee kam, Bücher zu schreiben. Um die seminarschwachen Monate sinnvoll zu nutzen.

Das ist Dezember – Januar und dann wieder im Sommer.

Mir macht es mehr Spaß, wenn ich wenigstens drei Wochen am Stück jeden Tag einige Stunden an dem Buch schreiben kann. Dann bin ich im Fluss, es entwickeln sich noch neue Ideen und Seitenstränge, ich kann schwelgen und schreiben.

Man kann auch im Urlaub schreiben

So kam es auch, dass ich nun schon zweimal auch in der Türkei geschrieben und das mit einem Urlaub verbunden habe. Da werde ich durch keine alltägliche Büroarbeit abgelenkt, kein Telefon, kein E-Mail (na ja, inzwischen doch), ich kann mich komplett einige Stunden auf das Buch konzentrieren- mit Blick auf das Meer und unter Palmen. Das erhöht den Spaß natürlich noch enorm.

Dann gibt es Bücher, da kann ich auch häppchenweise über das Jahr verte ilt schreiben. Wie jetzt aktuell für die CD- Roms zu „Kreativen Seminarmethoden“.
Da fasse ich Methoden zu den verschiedenen Seminarphasen zusammen- und es reicht, wenn ich eine Methode am Tag schreibe. Ich muss mich da nicht langfristig konzentrieren, da jede Methode in sich abgeschlossen ist. Dann kann auch mal eine Woche Pause dazwischen sein, weil ich im Training bin. Anschließend kann ich ohne Probleme daran weiter schreiben oder unterwegs im Zug.

Zeiteinteilung am Tag

Da ich mir aber nicht immer drei Wochen am Stück nehmen kann, schreibe ich auch in Zeiten, wo ich zumindest länger im Büro arbeite. Dafür reservier ich mir dann meine „Prime Time“, die Zeit des Tages, an der ich mich am besten konzentrieren kann und ungestört von Telefon und E-Mail bin.Das ist für mich der frühe Morgen, also von 7:00 oder 7:30 – 10:30 oder 11:00 Uhr. Erst danach erledige ich die Telefonate, Mails, Blogs, Twitter usw. So die hehre Planung. Es gelingt mir noch nicht immer, aber an den Tagen, wo ich es so durchziehe, bin ich jedes Mal beglückt über das Ergebnis. Denn dann schaffe ich nicht nur mengenmäßig viel (das Schreiben geht ohnehin meist „von selbst“), sondern es fallen mir noch tolle Sachen ein oder brillante Formulierungen, an denen ich mich selbst erfreue.

Dann kann ich mich ganz befriedigt den anderen Dingen zuwenden und bewerte sie auch nicht mehr als „Störenfriede“, die mich von meiner „eigentlichen“ Arbeit abhalten, sondern sie haben auch ihre Berechtigung und ihren Wert.

Ist es nicht schwer, dran zu bleiben?

Während der längeren Schreibblöcke von 3 Wochen fällt es mir nicht schwer zu schreiben. Da freue ich mich jeden Tag darauf, loslegen zu können. Im normalen Berufsalltag brauche ich schon mehr Disziplin, weil natürlich immer ganz viel anderes anliegt, das schreit: „Ich bin auch wichtig! Das ist jetzt ganz dringend! An dem Buch kannst du auch morgen weiter schreiben!" usw.

Dann hilft es, wie bei allen anderen Dingen auch, eine Gewohnheit und Routine zu entwickeln. So wie ich morgens erst mal auf die Yogamatte gehe und meine Übungen mache, verbiete ich mir Outlook zu öffnen, sondern gehe nur an den Ordner „Veröffentlichungen 2009“. Wenn ich erst einmal angefangen habe, ist es nicht mehr schwer. Im Gegenteil, es sofort wieder Spaß.

Der Trick mit der "Mini Handlung" hilft neue Gewohnheiten und Routinen zu entwickeln

Es ist ja bei vielen Motivationsthemen: Wenn man den ersten Schritt getan hat, läuft es von selbst. Daher kann man hier mit dem Trick der „Mini-Handlung“ arbeiten. Nehmen Sie sich dazu nur einen ganz winzig kleinen ersten Schritt vor - nicht mehr - und seien Sie stolz und zufrieden, wenn Sie ihn erledigt haben. Danach „dürfen“ Sie dann wieder etwas anderes tun. Das machen Sie eine Woche lang jeden Tag und in der nächsten Woche kommt der zweite kleine Mini- Schritt hinzu. Die Mini-Handlung muss so klein und harmlos sein, dass Sie überhaupt keinen Misserfolg haben können, da es Sie nur eine Minute kostet. Und vor allem der innere Schweinehund sie überhaupt nicht bemerkt und daher auch nicht aktiv wird. Was Ihnen schlimmstenfalls passieren kann: Sie machen mehr als nur diese Mini-Handlung, weil der Stein eben ins Rollen gekommen ist.

Wie gliedere ich ein Buch? Wie behalte ich den Überblick?

Bei Schulaufsätzen hatte ich früher immer große Mühe zuerst eine Gliederung zu schreiben. Ich wusste vorher nie so genau, was ich schrieb. Meine Gedanken entwickeln sich beim Schreiben. So habe ich mir mit einem Trick geholfen: zwei Seiten frei lassen, den Aufsatz schreiben, schauen, was ich geschrieben habe und danach die Gliederung eingefügt.

Das hat sich schlagartig geändert, als ich Mind Mapping® kennen lernte. Plötzlich konnte ich vorher gliedern und mir einen Überblick verschaffen. Sogar beim Bücher schreiben, was ja etwas umfassender ist als ein Schulaufsatz. (Das bestätigt mir wieder die These, dass das Denken bei einem Mind Map® anders verläuft als bei linearem Schreiben).

In den Haupt-Ästen meiner MindMap® lege ich die Kapitel an, daran kommen die Unterzweige mit weiteren Stichworten. Ein Mind Map® ermöglicht es mir auch, nicht nur inhaltliche Stichworte festzuhalten, sondern auch alles andere, was mir gerade so als Idee durch den Kopf schießt, seien es konkrete Beispiele oder Fotos oder dass ich einen Kollegen etwas zu einem Punkt fragen möchte. Ich kann die Zweige und Punkte mit Farben kennzeichnen und erkenne so mit einem Blick, wo ich noch etwas nachsehen oder einfügen muss.

Natürlich passiert es trotzdem, dass ich beim Schreiben noch andere Gedanken und Schwerpunkte entwickle. Die kann ich dann ja problemlos auch wieder ins Mind Map® einbauen. Aber ich weiß zumindest im Groben, wohin die Schreib-Reise geht, was ja auch notwendig ist, um einem Verlag ein Expose anbieten zu können. Dazu lesen Sie mehr im nächsten Beitrag.

 


Zu diesem Beitrag gab es in meinem Blog eine sehr rege Diskussion, Fragen und weitere Tipps von anderen Autoren. Wenn es Sie interessiert, finden Sie die Kommentare hier: http://www.zamyat-seminare.de/blog/einzelansicht/2009/06/08/ueber-das-schreiben-von-fachbueche/

Lesen Sie nächste Woche weiter Teil II „Über das Schreiben von Fachbüchern“ und in zwei Wochen Teil III „Wie finde ich einen Verlag?“.


Zamyat M. Klein

Diplom Pädagogin, Kreativ- Trainerin, Coach und Autorin. Seit 1990 selbständig mit ZamyatSeminare, Schwerpunkte Kreativitätstechniken und Train the Trainer.

*Bisherige Buchveröffentlichungen ( eine Auswahl)

  • Vom Entscheidungsfrust zur Entscheidunglust- Kreative Methoden für leichtes Entscheiden, eBook 2009, Eigenverlag
  • Kreative Geister wecken- Kreative Ideenfindung und Problemlösungstechniken- Ein Seminarkonzept für Trainer, managerSeminare 2006
  • Das tanzende Kamel – Kreative und bewegte Spiele für Trainings und Seminare, managerSeminare 2008
  • Das tanzende Kamel- DVD- 33 Spiele zum Anschauen und Nachmachen, managerSeminare 2008
  • 35 Spiele für die Gruppenaufteilung, Jünger Trainer Tools und GABAL, Februar 2009
  • Kreative Seminarmethoden- 100 kreative Methoden für erfolgreiche Seminare, GABAL 2003
  • Schlüsselfaktor Kreativitätstechniken – im Management Lehrgang „Führung kompakt“ der Haufe Akademie, Band 4

Kontakt

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