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Selbstmanagement für Selbständige Trainer und Coaches

Wie das Arbeiten von zu Hause aus ohne Stress gelingt

Christiane Wittig

Als meine Freundin sich selbständig machte, begann sie mit einem Schreibtisch im Schlafzimmer. Es war die einfachste und schnellste Möglichkeit arbeitsfähig zu sein. Allerdings merkte sie bald, dass sie nie ganz aus dem privaten Bereich raus kam, auch wenn der Computer ausgeschaltet war. Und wenn sie abends noch arbeiten, ihr Mann aber früher schlafen gehen wollte, gab es regelmäßig Diskussionen.

Arbeitsplatz in der Wohnung unterbringen?

Es hängt natürlich von Ihrer privaten Situation ab wie Sie den Arbeitsplatz gestalten. Wenn Sie allein leben können Sie Ihre Wohnung umgestalten wie Sie wollen. Wenn Sie aber Rücksicht nehmen müssen, sollte die Einrichtung sehr durchdacht sein. Idealerweise können Sie sich ein eigenes Arbeitszimmer einrichten bei dem Sie auch die Tür schließen können. Denn schließlich wollen Sie ja ungestört arbeiten. Sollte der Platz dafür nicht vorhanden sein, ist ein externes Büro zu überlegen oder der Umzug in eine größere Wohnung. Wenn Sie zu Hause nicht genügend Ruhe haben oder öfter geschäftlichen Besuch bekommen wirkt ein externes Büro – aus Kostengründen evtl. auch in einer Bürogemeinschaft – einfach professioneller.

Ein weiteres Augenmerk sollten Sie auf die technische und elektronische Ausstattung Ihres Arbeitsplatzes legen. Reicht z.B. die Internetgeschwindigkeit für Ihre Tätigkeiten aus? Benötigen Sie einen neuen Laptop oder Computer? Wie sind die Lichtverhältnisse in Ihrem Arbeitszimmer? Wenn Sie gern aus dem Fenster schauen um sich inspirieren zu lassen oder abzuschalten, sollten Sie Ihr Büro nicht in einem dunklen Raum im Souterrain einrichten. Überlegen Sie also im Vorfeld ob Sie eher ein „Maulwurf“ oder ein „Sonnenanbeter“ sind.

Selbstständig – selbst und ständig?

Am Anfang meiner Selbständigkeit war die erste Reaktion einer Freundin (Beruf: Hausfrau): „Prima, dann kannst Du Dir Deine Zeit ja frei einteilen und wir können uns ja öfter mal auf einen Kaffee treffen.“ Tatsächlich muss ich aber gestehen: zu Anfang arbeitete ich fast rund um die Uhr. Es machte einfach Spaß!

Als dann die ersten Freunde sagten: „Dich erreicht man ja kaum noch, und gesehen haben wir uns auch schon lange nicht mehr!“, gab mir das zu denken. Ich musste etwas ändern wenn ich meinen Freundeskreis nicht weiter dezimieren wollte.
Für meine Bürotage nahm ich mir eine feste Arbeitszeit vor. Und für die Autofahrten schaffte ich mir ein Diktiergerät an – heute mit dem Smartphone viel einfacher zu lösen – und speicherte so die Einfälle und Texte. Allerdings brauchte ich anschließend immer Zeit für die Aufarbeitung.

Wenn Sie glauben diese nicht zu haben – oder sie sich nicht nehmen wollen – sollten Sie überlegen einige Arbeiten auszulagern oder jemanden einzustellen.

Wenn Sie oft mit dem Zug oder dem Flugzeug unterwegs sind, können Sie einige Arbeiten vielleicht dabei auf Ihrem Notebook oder Tablet erledigen. Um Trainings oder Seminare nachzuarbeiten bieten sich evtl. auch die Abendstunden im Hotel an.

Machen Sie Pausen – achten Sie auf Ihren Biorhythmus

Um längere Zeit konzentriert arbeiten zu können, benötigen wir öfter mal eine Pause. Während Sie in einer Firma automatische Pausen haben, z.B. weil Sie etwas von A nach B bringen, zum Kopierer gehen o.ä., aber immer noch im „Arbeitsmodus“ sind, können Arbeitsunterbrechungen in der häuslichen Umgebung einen leicht aus dem „Arbeitsmodus“ bringen und leicht ausufern. Man will sich in der Küche nur etwas zu trinken holen und macht dabei schnell den Abwasch oder hängt die Wäsche auf. Man geht die Treppe hinunter und bemerkt, dass in der Ecke Spinnweben sind, die man schnell entfernen möchte. So gerät Ihre sorgfältige Planung leicht aus den Fugen.

Wenn Sie feststellen, dass Sie zu Tagträumen oder Unkonzentriertheit neigen, überprüfen Sie doch mal Ihren Biorhythmus. Wann schweifen Ihre Gedanken am ehesten von einer Arbeit ab und wann können Sie sich am besten konzentrieren? Die meisten Menschen sind am Vormittag und ab dem späteren Nachmittag am leistungsfähigsten. Also versuchen Sie, Ihre Arbeiten diesen Zeiten anzupassen. Wenn Ihre leistungsstärkste Zeit von 8:00 bis 11:00 Uhr ist, machen Sie währenddessen die Arbeit, die die größte Konzentration verlangt oder Ihnen am Unangenehmsten ist.

Von der Zeitplanung zur Zeitkompetenz

Nehmen Sie sich am Tagesende ein paar Minuten Zeit um den Plan für den nächsten Tag zu machen. Schreiben Sie alles auf was Sie erledigen wollen und schätzen Sie wie lange Sie zu der jeweiligen Arbeit brauchen werden. Vergessen Sie dabei Ihre Reisezeiten nicht. Dann zählen Sie die Zeiten zusammen. Nun können Sie Prioritäten setzen. So behalten Sie den Überblick und wissen, was Sie schaffen können oder weglassen müssen. Verplanen Sie dabei nur ca. 60 % Ihrer Arbeitszeit. Der Rest ist unvorhersehbares Tagesgeschäft.

Eigenverursachte Störungen

Ich bin gerade an der Vorbereitung für ein Seminar. Da poppt der Mailposteingang auf. Vier neue Nachrichten. Die Neugier bringt mich fast um und ich öffne nur mal schnell eine Mail, deren Absender ich kenne und wo ich „eigentlich“ auf eine Antwort warte. Allerdings keinesfalls dringend. Und schon bin ich aus all meinen Gedanken herausgerissen. Deshalb hole ich mir rasch einen Tee. Und auf dem Weg in die Küche fällt mit ein, dass ich vorhin ja noch den Tisch im Wohnzimmer abwischen wollte. Und eigentlich könnte ich dann gleich die Wäsche in den Trockner schichten. Und spätestens da ist mein Zeitplan für diesen Tag hinfällig. Wegen eigenverursachter Störungen.

Fremdverursachte Störungen

Das Telefon klingelt und anders als in einer Firma, wo ich auf die Zentrale oder Kollegen umstellen könnte, habe ich nur zwei Möglichkeiten: abnehmen oder es klingeln lassen. Immerhin habe ich den Anrufbeantworter eingeschaltet. Da er immer aktiv ist, kann ich sogar warten ob es ein wichtiger Anruf ist und mich ggf. noch einschalten. Aber wenn ich Pech habe, legt der Anrufer auf sobald der AB sich meldet. Dann war es aber offensichtlich auch nicht wichtig – weder für ihn noch für mich.

Nein sagen

Die Kinder meiner Freundin fanden es einfach toll, dass ihre Mutter nun tagsüber meist zu Hause war. Nach dem Mittagessen machten Sie Hausaufgaben und wenn sie Fragen hatten, kamen sie schnell zu ihr. Wenn sie mit Freunden draußen spielten und Durst bekamen brauchten sie nur zu klingeln und Karin zauberte einen Eistee. Als ihre Tochter „schnell mal zu einer Freundin gefahren werden wollte“ war auch das kein Problem. Jedenfalls nicht für die Tochter. Karin kam aber mehr und mehr in Stress. Sie konnte sich nicht mehr konzentrieren, wurde unaufmerksam, vergaß zunehmend Termine und bekam auch immer öfter Kopfschmerzen.

Es war dringend notwendig, Nein sagen zu üben! Und sie führte „Bürozeiten“ ein, zu denen sie nur in dringenden Ausnahmefällen gestört werden durfte. Am Abend jeden Tages sagte sie den Kindern, was sie am nächsten Tag vorhatte. Danach konnten sie sich ihren Tag ebenfalls einteilen. Wenn sie Besuch bekamen mussten sie auch für die „Bewirtung“ selbst sorgen. Spontane Fahrten zu Freunden wurden fortan mit dem Fahrrad erledigt.

Die Arbeit als Selbständiger bedarf also durchaus klarer Regeln und Disziplin. Aber sie hat auch unbestritten viele Vorteile. Sie müssen sich nicht in der Rushhour im Supermarkt anstellen sondern können entspannt einkaufen gehen (lt. Statistik am wenigsten los ist zwischen 13:00 und 15:00 Uhr).

Sie dürfen auch mal nach dem Lustprinzip arbeiten oder eine Stunde mit dem Hund Gassi gehen und dafür abends lieber nochmal eine Stunde nachholen.

Auch wenn wir als Selbständige Trainer, Coaches und Berater meist Einzelkämpfer sind, Kontakte zu Kollegen sind für mich trotzdem wichtig. Deshalb nehme ich mir auch öfter mal die Zeit für ein Treffen, um mich bei einem Kaffee mit Kollegen zum Erfahrungs- und Ideenaustausch zu treffen. Mein „Alibi“ für mich selbst: In einem Unternehmen würde man ja auch Meetings initiieren.

Die Autorin

Christiane Wittig, gelernte Werbekauffrau und seit über 20 Jahren selbstständige Trainerin und Coach für Werbung, Selbstmanagement und Persönlichkeitsentwicklung. Als aktive Netzwerkerin pflegt sie intensive Kontakte zu diversen Verbänden und organisiert Gemeinschaftsstände auf Messen.

Christiane Wittig
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