„Ich bin gespannt, wie Sie es schaffen wollen, dass ich nicht gleich einschlafe!“

22 aktivierende Auflockerungen für die Seminarpraxis“

Interview mit Harald Groß zum Buch „Munterbrechungen

 

Anfang des Jahres erscheint Ihr neues Buch „Munterbrechungen“. Ein eigenartiger Titel. Was sind Munterbrechungen?

Munterbrechungen kurze, einfache Übungen, mit denen Sie Seminare und Veranstaltungen unterbrechen und die Teilnehmenden überraschen können. Es geht ganz schnell – höchstens 7 Minuten, meistens nur 3 oder 4. Dann gibt es Herausforderungen, man kommt für ein paar Augenblicke in Schwung, tut etwas Verrrücktes, was man sonst beim Lernen oder Tagen nicht unbedingt so macht.

Das klingt ungewöhnlich. Was bewirken Sie damit?

Die Munterbrechungen bringen frische Energie. Oft sind die Teilnehmenden gefordert, aufzustehen, sich ein wenig zu bewegen. Das tut gut, denn ich finde, dass wir in unseren Veranstaltungen viel zu viel sitzen. Wie wollen wir den Geist bewegen, wenn unsere Körper stundenlang unbewegt sind? Zudem bringen die Munterbrechungen Abwechslung und Spaß ins Arbeitsprogramm. Es wird meist viel gelacht dabei – und das erleichtert das Lernen und Arbeiten ungemein. Vieles wird unverkrampfter.

Nennen Sie doch mal ein praktisches Beispiel.

O.k., stellen Sie sich einfach mal folgende Situation vor: Mehrere Gruppen präsentieren Ergebnisse. Bei Gruppe 1 ist die Aufmerksamkeit groß. Dann wird es zunehmend unruhiger. Dem können Sie z. B. mit der Munterbrechung „Positionswechsel“ entgegenwirken. Sie erklären einfach: „Gruppe 2 haben wir gehört. Bevor Team 3 beginnt, bitte ich Sie alle, aufzustehen und Ihren Platz zu wechseln. Bitte nehmen Sie einen Platz ein, auf dem Sie heute noch nicht gesessen haben. Aber Achtung: Sie haben nur 30 Sekunden Zeit. Dann müssen alle an ihrer neuen Position angekommen sein. Los geht’s!“ Nun kommt Schwung in den Raum. Dann kann – mit neuer Aufmerksamkeit – die nächste Präsentation folgen.

Mal ganz ehrlich: Das klingt ein wenig läppisch ...

(lacht). Ganz bestimmt. Wenn ich so allgemein darüber denke, sind die Munterbrechungen nichts Besonderes; an schlechten Tagen finde ich sie sogar eher peinlich und für ein Buch nicht seriös genug. Meine inneren Stimmen sind da sehr kritisch!

Und trotzdem haben Sie das Buch geschrieben ...

Ja, denn ich denke ja nicht nur allgemein darüber nach. Ich bin Praktiker und nutze die Munterbrechungen seit vielen Jahren in Seminaren und Konferenzen. Die Praxis zeigt mir: Es lohnt sich, zwischendurch Ungewöhnliches zu tun. Das hält die Teilnehmenden wach und konzentriert - auch über lange Strecken. Und es macht mehr Spaß, auch mir!

Und wie kommen die Munterbrechungen bei den Teilnehmern an?

Die meisten mögen sie und haben Spaß daran. Zu Beginn sind viele irritiert. Es ist wichtig, gut zu erklären, warum wir jetzt für ein Experiment unterbrechen, Atemübungen machen, Bälle oder rohe Eier werfen ... Und vor allem am Anfang ist es ratsam, nicht gleich mit den Exoten einzusteigen.

Welche Munterbrechungen zählen denn zu den Exoten?

(lacht). Singen zum Beispiel. Vor fast zwei Jahren hat mich eine Teilnehmerin ermuntert, im Seminar zu singen. Über ein Jahr habe ich gebraucht, bis ich den Mut hatte. Seitdem singe ich mit Gruppen immer wieder. Zum Beispiel „Bruder Jakob“ im Kanon. Es kostet mich immer noch Überwindung. Aber wenn wir singen, bin ich überrascht, wie viel Spaß es macht. Drei, vier schöne Minuten, die viel Lebendigkeit und Natürlichkeit in die Sitzung bringen!

Sie strahlen über beide Ohren, wenn Sie davon erzählen:

Ja! Ich bin echt begeistert. Und das ist auch eine Voraussetzung, um die Menschen in den Veranstaltungen zu ungewöhnlichen Aktionen mitreißen zu können.

Wird das den Dozenten, Trainerinnen und Moderatoren, die das Buch lesen auch gelingen?

Bestimmt. Alle 22 Munterbrechungen sind ausführlich und gut verständlich beschrieben und mit vielen Bildern aus der Praxis illustriert. So, dass Sie es gut einsetzen können. Das wichtigste dabei: Wählen Sie Munterbrechungen, die zu Ihnen passen, die Sie spannend, gut, aufregend finden. Denn genau diese Gefühle werden Sie ausstrahlen.

Wie sind die Munterbrechungen entstanden?

Sie haben zahlreiche Urheber. Viele Übungen sind mir selbst in Kursen begegnet.

Manche wurden unverändert zu „Rennern“, andere erst durch Variationen, viele entstanden durch Experimente. Die Motivation fürs Buch gab dann eine Berliner Wirtschaftsstudentin.

Wie das?

In einem Kurs an der Hochschule für Wirtschaft Berlin sagte sie am Anfang: „Mein Name ist Birgit und ich bin eigentlich immer gut drauf, aber nicht an einem Samstagmorgen um 8.30 Uhr. Ich bin mal gespannt, wie Sie es schaffen wollen, dass ich nicht gleich einschlafe, sondern bis 17.30 Uhr durchhalte.“ Zack, da hatte sie ehrlich ausgesprochen, was bestimmt viele andere Studierende auch befürchten. Und mich hat sie animiert, zu überlegen, was ich als Dozent tun kann, damit es nicht ganz so schlimm wird.

Und worauf sind Sie gekommen?

Es sind viele Faktoren, die hier mitspielen. Ein spannendes Thema, aktivierende Methoden – zum Beispiel die Munterrichtsmethoden. Lehrende, die Freude an ihrer Arbeit haben. Und eben die kleinen Dinge zwischendurch, die Munterbrechungen.

Was sagte Birgit dazu?

Lesen Sie es selbst. Von ihr kommt das Schlusswort des Buches!

Zuerst kommt Ihr Schlusswort. Beschreiben Sie Ihr neues Buch in einem Satz:

Praxisorientiert, munter und ... ein wenig verrückt!

 

Das Gespräch führte Johanna Adamová.

 

 

Buch bestellen unter: www.orbium.de/veroeffentlichungen/unsere-fachbuecher/munterbrechungen.html

 

Mehr zu Harald Groß unter: www.orbium.de/ueber-uns/harald-gross.html

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