Cay von Fournier Cay von Fournier, SchmidtColleg, Berlin und St. Gallen*

Exzellenz Step by Step:

2. Exzellente Unternehmen haben exzellente Mitarbeiter

Ein renoviertes Fitnesscenter bietet kostenlose Trainings­stunden, ein Außensportplatz wird von den Mitarbeitern regel­mäßig für Volleyball, Basketball, Tennis und Hockey genutzt. Ein neuer Golf-Übungsplatz soll für die Ent­spannung der Mitarbeiter sorgen. Und wer Ruhe braucht, be­sucht den Raum der Stille und nimmt sich eine Auszeit. Eine Lounge mit Kicker und Billardtischen dient als Treffpunkt für informelle Gespräche innerhalb der Belegschaft. Dass die Mitarbeiter die Angebote wahrnehmen, wird von der Unternehmensleitung gerne gesehen. Eine Utopie? Nein, es ist Realität bei der Bayer HealthCare Pharmaceuticals in Kanada. „Life at Work“ heißt das Programm, für das Bayer 2008 auf der Macleans-Liste der 100 besten kanadischen Arbeitge­ber steht.

Bayer hat begriffen, wie wichtig gute Mitarbeiter sind. In Ka­nada sind qualifizierte Arbeitskräfte derzeit Engpass Nr. 1. Das Land hat den größten Arbeitsplatzboom seit einer Generation. Mit „Life at Work“ schafft es Bayer, exzellente Mitarbeiter anzu­ziehen. Die jährliche Fluktuationsrate liegt bei gerade einem 3 %, einem für Kanada weit unterdurchschnittlichen Wert. Phil Blake, CEO und Präsident von Bayer HealthCare Pharmaceuticals, sieht den Arbeitsplatz als einen Lebensraum für Mitarbeiter. Und er freut sich über das informelle Feedback seiner Mitarbeiter ge­nauso wie über offizielle Auszeichnungen. Der Vertriebsmana­ger Paul Newman bringt es auf den Punkt: „Seit Beginn von Life at Work komme ich einfach lieber zur Arbeit.“

Wer glaubt, dass es unbedeutend ist, ob sich die Mitarbeiter im eigenen Unternehmen wohl fühlen und sich mit ihm identifizie­ren, der vergisst einen Trend in Deutschland: die demographi­sche Entwicklung. Schon jetzt klagen Arbeitgeber, dass sie Stel­len unbesetzt lassen müssen. Die demographische Entwicklung wird bei uns in der Zukunft zu noch dramatischeren Engpässen bei qualifizierten Mitarbeitern führen als es sich jetzt schon an­deutet. Kluge Unternehmer blicken in die Zukunft und bereiten sich auf künftige Entwicklungen rechtzeitig – das heißt jetzt - vor.

Indirekt in Menschen investieren!

Wer sich intelligent auf die Zukunft vorbereiten möchte, der muss in sein Unternehmen und in seine Mitarbeiter investieren. Ins Unternehmen auch deshalb, um attraktiver für Mitarbeiter zu werden. Es spricht sich durchaus in der Arbeitnehmerschaft herum, ob ein Betrieb mit veralterter Technik arbeitet und starre Hierarchien die Kommunikation oder gar selbstständiges Arbei­ten einschränken. Unternehmen, die mit modernen Technolo­gien ausgestattet sind und mittels durchlässiger Strukturen ei­genständiges, selbstverantwortliches Arbeiten fördern und Auf­stiegsmöglichkeiten für Mitarbeiter bieten, sind anziehender für Arbeitnehmer. Solche Unternehmen können, wenn sie auf der Suche nach neuen Mitarbeitern sind, aus einem größeren Pool schöpfen. Wer in sein Unternehmen investiert, investiert deshalb immer auch indirekt in seine Belegschaft.

Die fachliche Qualifikation

Da äußere Faktoren auf die Wirtschaft einwirken - damit ist vor allem der technologische und wissenschaftliche Wandel ge­meint – müssen Unternehmer direkt in ihre Mitarbeiter investie­ren. Um mit der globalen Konkurrenz Schritt halten zu können, brauchen Unternehmen Mitarbeiter, die fachlich immer up to date sind. Dergleichen Mitarbeiter fallen aber nicht vom Himmel, sondern müssen qualifiziert und gefördert werden. In der Wis­sensgesellschaft des 21. Jahrhunderts bedeutet dies, dass Chefs ihre Mitarbeiter in regelmäßigen Abständen zu Schulungen und Weiterqualifizierungen ermutigen müssen. Dinge, die gestern noch galten, sind heute vielleicht nicht mehr aktuell oder haben sich gar ins Gegenteil verkehrt. Der medizinische Bereich ist ein schö­nes Beispiel hierfür. Hand aufs Herz: Wer würde heute freiwillig auf ei­nen Zahnarztstuhl der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts Platz nehmen und sich vom Dentisten aus der gleichen Zeit be­handeln lassen? Die Chirurgie hat sich noch rasanter gewan­delt. Im gesamten medizinischen Bereich werden fast wöchent­lich neue Erkenntnisse in Fachzeitschriften und auf Kongressen veröffentlicht. Ein Facharzt, der sich und seine Belegschaft lau­fend fachlich auf den neuesten Stand bringt, wird immer ein volles Wartezimmer haben. Fühlt sich ein Mitarbeiter in seinem Unternehmen wohl, wird er gerne dazu beitragen, dass sein Be­trieb zu den besten der Branche gehört. Direkt in Menschen in­vestieren, ist jedoch mehr, als nur die fachliche Qualifikation zu fördern.

Ein gesundes Betriebsklima schaffen

Ein genauso wichtiger Bereich ist das Betriebsklima. Unterneh­mer der Zukunft achten auf das emotionale Wohlbefinden und die Gesundheit der Mitarbeiter. Das muss nicht so aufwändig und kostenintensiv geschehen wie bei Bayer in Kanada. Vielen Unternehmen fehlt dazu auch das nötige Kleingeld. Eine Reihe von Be­trieben bezuschussen aber beispielsweise Kurse zur Rückengymnas­tik oder sie statten die Arbeitsplätze ihrer Mitarbeiter so aus, dass diese körperlich gesund bleiben. Andere haben Prämien eingeführt. Aber auch vermeintlich kleine Dinge, wie ein Lob zur rechten Zeit, eine kleine Aner­kennung zwischendurch, bewirken oft Großes. Wann ist Ihnen im Zusammenhang mit Ihren Mitarbeitern zuletzt das Wörtchen „Danke“ über die Lippen gekom­men? Wichtig ist eine Kultur des Miteinanders statt Gegenein­anders, eine Kultur der gegenseitigen Wertschätzung statt Ge­ringschätzung. Hat der Mitarbeiter dazu noch das Gefühl, dass der Chef ihm vertraut, sich auf ihn verlassen und ihm wichtige Arbeiten anvertrauen kann, fühlt er sich im Betrieb gut aufgehoben. Mitarbeiter, die sich seelisch wohl fühlen, wechseln den Arbeitgeber weitaus seltener und bringen sich engagierter ein.

Geld ist nicht mehr oder weniger wichtiger als Anerkennung und ein gesundes Be­triebsklima. Beide Dinge müssen in einem ausgewogenen Ver­hältnis zueinander stehen und dürfen eine kritische Größe nicht unterschreiten. In einer Kultur von Misstrauen und Geringschätzung helfen auch hohe Gehälter nicht, ebenso wie bei einer positiven Unternehmenskultur eine schlechte Bezahlung kontraproduktiv ist. Erst wenn es Unternehmen gelingt, die monetäre und gefühlsmäßige Welt in Einklang zu bringen, wird daraus langfris­tiger Erfolg.


* Dr. Dr. Cay von Fournier

ist Arzt und Unter­nehmer. Der in Medizin- und Wirtschaftswissenschaften promovierte Inhaber des vor 23 Jahren gegründeten SchmidtCollegs ist bekannt durch seine lebhaften und praxisrelevanten Vorträge und Seminare. SchmidtColleg ist unter seiner Leitung zu einer Unternehmensgruppe geworden, die sich der Vermittlung und Umsetzung einer menschlichen und dennoch (oder gerade trotzdem) erfolgreichen Unterneh­mensführung widmet.

Weitere Infos erhalten Sie unter www.schmidtcolleg.de oder per Email info@schmidtcolleg.de

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