Günter W. Remmert Günter W. Remmert

SCHMIEDE Brief „Geschickt Nein sagen“

 

AUSGENUTZT WERDEN

Hilfsbereite Kollegen sind der Humus für ein gutes Betriebsklima. Freunde, die nie eine Bitte ausschlagen oder Hilfe ablehnen, mag jeder. Doch wie alles, lässt sich auch dies übertreiben. Wer sich ständig selbstlos aufopfert, wer kaum Nein sagt, zahlt dafür einen hohen Preis: Stress wegen Überforderung, Zeitdruck, die Gefahr sich zu verzetteln und anderes mehr. Sie oder er fühlen sich nachher wie ein Teebeutel nach dem dritten Aufguss. Denn Hilfsbereite werden gerne ausgenutzt. Etwa durch jemanden, der sich vor einer Arbeit drücken will. Oder vom Chef, der sie mit einer dringlichen neuen Aufgabe überrumpelt, obwohl sie schon über beide Ohren mit Arbeit eingedeckt sind. Geht es schief, ist natürlich die oder der Hilfsbereite Schuld. Klappt es, fühlt sich der Chef bestätigt: „Sehen Sie, geht doch!“

Kommt es häufiger vor, dass Sie „Ja“ sagen, obwohl sie am liebsten „Nein“ gesagt hätten? Dann sind Sie vermutlich in eine Falle getappt. Sie werden unter Umständen von Kollegen oder falschen Freunden bewusst oder unbewusst manipuliert. Was könnte der Grund sein, warum Sie angeblich nicht „Nein!“ sagen können? Warum geraten Sie immer wieder in ähnliche Lagen?

Sie fühlen sich geschmeichelt. „Der Schmeichelei gehen auch die Klügsten auf den Leim“, wusste schon der französische Dramatiker und Menschenkenner Molière . Allein die Tatsache, dass Sie gefragt werden, wertet Sie auf. Weil Sie dieses Gefühl lieben, sagen Sie Ja.

Sie leiden am Helfer Syndrom. Sie ertragen es kaum, nicht gebraucht zu werden. Sie halten sich für unersetzbar. Und ständig läuft Ihnen jemand über den Weg, der Ihre Hilfe dringend gebrauchen könnte.

Sie haben Angst, etwas zu verpassen. Natürlich schlagen Sie keine Einladung aus, auch wenn noch dringend etwas zur Erledigung ansteht. Hauptsache, man ist mittendrin und immer dabei.

Sie fühlen sich verantwortlich. Und zwar für die Stimmung im Allgemeinen und das Bedürfnis anderer nach Entlastung im Besonderen. Wer Hilfe verweigert, gilt in Ihren Augen als egoistisch und herzlos.

Sie fürchten, nicht mehr gemocht zu werden. Es plagt Sie die Sorge, dass es eine Beziehung nachhaltig beschädigt, wenn Sie eine Bitte ablehnen. Sie haben früher einmal gelernt, dass man Hilfe nie verweigern darf. Und dass man nur gemocht wird, wenn man den Ansprüchen anderer genügt.

Wer nicht Nein sagen kann, dem geht wertvolle Zeit verloren. Der Stress nimmt zu, vielleicht auch der Ärger, nachgegeben zu haben. Freilich, wäre es wirklich eine solche Katastrophe, „Nein“ zu sagen? Ist es nicht wichtig, dass Sie Ihre Entscheidungshoheit zurück gewinnen? Und haben Ihre eigenen Bedürfnisse nicht den gleichen Wert wie die Bedürfnisse anderer?

GESCHICKT NEIN SAGEN

 

1. Verständnis signalisieren:

„Diese Situation ist sicherlich nicht einfach für Sie.“ „Ich würde in dieser Lage auch jemanden um Unterstützung bitten.“

2. Wertschätzung für die Bitte ausdrücken:

„Ich fühle mich geehrt, dass Sie an mich denken.“ „Schön, dass Sie mir dies zutrauen.“ „Danke, dass Sie mir so viel Vertrauen entgegen bringen.“

3. Bedenkzeit erbitten:

„Im Augenblick habe ich dafür leider keine Zeit, doch ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen.“ „Ich möchte darüber gerne einmal schlafen … es mit anderen bereden.“

4. Alternativen anbieten:

„Ich habe leider nicht die Zeit, mich mit an den Stand zu stellen. Doch ich könnte helfen, ...” Ich habe dafür gerade keine Zeit frag doch den oder den...” „Diese Woche geht es bei mir leider gar nicht, in zwei Wochen hätte ich Zeit…”

5. Folgen verdeutlichen:

„Ich habe bereits mehrere laufende Projekte, um die ich mich zu kümmern habe. Wenn ich diese Aufgabe zusätzlich übernehme, wird sich der Abgabetermin von … nach hinten verschieben.” „Ich bin zurzeit enorm eingespannt, so dass ich diesem Projekt nicht die Aufmerksamkeit widmen kann, die es verdient hätte. Das würde dem Ergebnis schaden.”

6. Kompromiss anbieten:

„Jetzt nicht vielleicht später.“

7. Balance von Geben und Nehmen verdeutlichen:

„Wenn du mir behilflich sein kannst…, dann bin ich schnell fertig und kann dich unterstützen.“

8. Ich Botschaften:

„Ich fühle mich bei dieser Sache sehr unwohl.” „Ich kann das nicht mit anderen Verpflichtungen vereinbaren.”

9. Spiegeln:

„Ich verstehe, dass du dich bei der Aufgabe unsicher fühlst. Und ich bin davon überzeugt, dass du das schaffst. Versuch es doch erst einmal selbst!” „Ich kann dir da wirklich nicht helfen. Der Chef hat dir die Aufgabe und Verantwortung übertragen. Er hat sich sicher was dabei gedacht.” „Ich kann verstehen, dass du dich an Petra’s Geburtstagsgeschenk beteiligen willst. Ihr geht häufig zusammen essen. Doch ich kenne sie kaum.”

10. Konsequent bleiben:

„Ich fühle mich geehrt. Dennoch: die Wochenenden gehören meiner Familie.” „Ich habe vorhin schon jemand anderem meine Hilfe zugesagt. Ich bitte um Verständnis, dass ich nicht noch mehr übernehmen kann.” „Ich helfe dir gerne – allerdings nicht bei diesem Projekt.” „Es tut mir leid, ich leihe Freunden grundsätzlich kein Geld.”

11. Um Verständnis werben:

„Ich finde das Angebot sehr schmeichelhaft. Ich habe allerdings offen gestanden andere Pläne für meine Karriere.” „Ich weiß, das wird Sie enttäuschen ich kann das dieses Jahr nicht schon wieder übernehmen.”

12. Kurz fassen:

„Nein.”

 

Kontakt:

Seminarhaus SCHMIEDE
Günter W. Remmert M.A.
Römerstr. 5
D-54298 Welschbillig (Nähe Trier/Luxemburg)

Fon +49 (0)6506 577
Fax +49 (0)6506 578

info@seminarhaus-schmiede.de
www.seminarhaus-schmiede.de

 

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung vom Seminarhaus SCHMIEDE, der beruflichen und privaten LÖSUNGSSCHMIEDE. Günter W. Remmert aus der Ausgabe 6/09 der Schmiede-Briefe.

Die bisherigen SCHMIEDE-Briefe, viele Vorträge und Seminarskripts sind auf unserer Homepage www.seminarhaus-schmiede.de/ zu lesen und kostenlos herunter zu laden.

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