Markus Hoffmann Markus Hoffmann

Vom Trainer zum Speaker (2)

Vom Seminarraum auf die Bühne

Markus Hofmann

Immer mehr Trainer denken darüber nach, die Bühne zu erobern und sich als Business-Referent oder Vortragsredner zu positionieren. Doch bei aller Ähnlichkeit der Anforderungen sind die Berufe „Trainer“ und „Keynote-Speaker“ doch zwei verschiedene Paar Schuhe. In der letzten Ausgabe des TrainerJournals konnten Sie einen Blick auf die unternehmerische Seite des Speaker-Geschäfts werfen. In Teil zwei unserer Serie lesen Sie nun, welche speziellen Herausforderungen die Bühne für Sie bereit hält und wie Sie sich ihnen gewachsen zeigen.

„Ich spreche gerne vor Menschen“, „Ich habe nie Lampenfieber“, „Präsentieren ist mein tägliches Brot“, „Mir macht es Spaß, meinen Teilnehmern Wissen zu vermitteln“ – so oder ähnlich werden Sie als erfolgreicher Trainer wahrscheinlich über Ihren Job sprechen. Sie agieren souverän vor und mit Teilnehmergruppen und setzen PowerPoint, Flip-Chart und andere Medien wohl dosiert ein. Sie beherrschen Ihre Didaktik. Sie haben Spaß daran, sich und Ihr Thema in Szene zu setzen. Kurzum, Sie fühlen, dass Sie nicht nur ein guter Seminarleiter, sondern auch eine echte „Rampensau“ sein können. Also liebäugeln Sie damit, zu Ihrem Thema künftig mehr und mehr Vorträge statt Seminare zu halten.

Stolperfallen auf der Bühne

Und dann wird’s ernst: Sie werden angefragt und sollen auf der lokalen Business-Messe einen Vortrag in einem der Foren halten. Sie machen sich mit Feuereifer ans Werk. Sie schreiben Ihren Text mit ein paar richtig guten Pointen, machen eine Super-PowerPoint-Präsentation und üben, üben, üben. Dann kommt der große Tag. Sie wollen überpünktlich sein, sind eine halbe Stunde vor Ihrem Auftritt da, aber die Bühne ist noch von Ihrem Vor-Referenten besetzt. Ihnen wird leicht mulmig, denn Sie müssen Ihre Technik noch aufbauen und checken. Die Bühne scheint riesig und das Publikum sehr weit weg.

Endlich ist Ihr Vorgänger fertig, doch jetzt geht der Stress erst richtig los: Nur noch schnell einen Adapter für den Beamer besorgen, der nicht für Ihre neueste Technik mit dem Edelobst-Label ausgerüstet ist. Puh, Laptop und Präsentation laufen. Jetzt das Kopfmikro, auch ein eher ungewohntes Accessoire für Sie. Ok, Ton ist da. Leider sind Sie nun schon leicht ins Schwitzen geraten. Und wo bleibt überhaupt Ihr Publikum? Da, da kommen endlich die ersten Interessierten und nun beginnen sich die Stuhlreihen zu füllen.

Murphy’s law on stage

Und dann müssen Sie auch schon loslegen, denn der Leiter des Forums möchte gerne einen Teil der Verspätung wieder aufholen. Für Sie ist das insgesamt kein Top-Start. Und es geht noch weiter: Sie hören sich selbst mit Echo und Verzögerung sprechen. Ihre Präsentation kommt beim Publikum nicht richtig an. Irgendwie schaffen Sie es nicht, die Distanz von der Bühne zum Zuschauerraum zu überbrücken. Dazu empfinden Sie die Bühne als riesiges Raum-Vakuum, das Sie nicht füllen können. Leicht hilflos und zappelig wirken Ihre Versuche, souverän auf und ab zu schlendern und die Leere mit großen Gesten zu bekämpfen. Aus dem Augenwinkel nehmen Sie Fluktuation im Zuschauerraum wahr. Keiner scheint Ihnen wirklich zu folgen, geschweige denn, an Ihren Lippen zu hängen.

Schließlich gewinnt Ihre Nervosität die Oberhand und der gefürchtete Black-out kommt um die Ecke.

Sie kriegen gerade noch die Kurve, indem Sie zum nächsten Punkt springen – und dann ist es auch schon vorbei. Leise dringt ein Achtungs¬applaus bis zu Ihnen vor und schnell leeren sich die wenigen noch besetzten Plätze vor Ihnen.

Den Sprung auf die Bühne schaffen

Sie merken schon, worauf ich hinaus will: Was Sie aus dem Seminarraum kennen, wird nicht Ihre
Erlebniswelt auf der Vortragsbühne sein. Nicht nur die Technik, sondern auch die gesamte Dynamik ist eine andere und will erlernt werden. Inzwischen gibt es einige Ausbildungen zum Vortragsredner am Markt. Hier allerdings sollten Sie sich gut informieren: Gesetzliche Vorgaben gibt es – ähnlich wie in der Trainerausbildung – nicht. Als „Erste Hilfe“, und damit Sie nicht so einen „Kaltstart“ hinlegen wie oben, können Sie im Vorfeld selbst einiges tun:

Fünf Tipps für Ihren großen Auftritt


Ölen Sie Ihre Stimme

Ihre Stimme ist der Motor für Ihre Performance und dankt es Ihnen, wenn Sie sie vorher warmlaufen lassen. Das geht ganz einfach, wenn Sie Ihre Lieblings-CD einlegen und vor jedem Vortrag zehn bis 15 Minuten summen.

Erzählen Sie Geschichten

Mein geschätzter Kollege Cristián Gálvez sagt immer „Kuchendiagramme schmecken nicht!“ – und er hat Recht. Professionelles Speaking ist ein Spiel mit Emotionen und Bildern. Nicht fade Folien mit Zahlen, Daten, Fakten, sondern spannende Geschichten lösen Gefühle aus. Sie bringen
Menschen in Bewegung und machen Ihr Thema spannend und erinnerungswürdig.

Nie mehr Black-outs

Auch Ihr Gedächtnis läuft mit Geschichten zur Höchstleistung auf. Mit der „Mnemo-Technik“ aus der Antike sind Sie auf der sicheren Seite.
Spinnen Sie sich zu Ihrem Vortrag eine Geschichte mit einem roten Faden und „emotionalen Inseln“, die sie jederzeit abrufen können. Die Verknüpfung mit Ihrem Gefühl verhindert, dass Sie Dinge vergessen – und bringt gleichzeitig Lebendigkeit in Ihren Vortrag.

Your Body talks

Unsicher oder nervös? Ihr Stand verrät Sie: Durchgedrückte Knie, angespannter Po, leicht hochgezogene Schultern. Unbewusst nimmt Ihr Publikum die Message war: Der fühlt sich da oben nicht wohl. Wenn Sie sich sicher fühlen und souverän wirken wollen, nehmen Sie einen klaren Standpunkt ein: Bleiben Sie locker in den Knien und in der Gesäßmuskulatur und verlagern Sie das Gewicht auf Ihre Fußballen.

Meistern Sie die Technik

Überlegen Sie sich Ihre Bedürfnisse bei Ihrer Technik genau. Nicht: „Ich will meinen Laptop für Präsentationen nutzen“, sondern. „Ich möchte meinen Laptop zur Präsentation von Text, Bildern, Videos, Musik oder 3D-Animationen nutzen“. Schulen Sie sich selbst oder lassen Sie sich schulen. Stimmen Sie auch die Peripherie perfekt ab: Welche Fernbedienung kann was in welcher Reichweite und liegt dazu noch gut in der Hand? Welcher Laptop hat einen ausgereiften Präsentationsmodus, in dem nicht mitten im Vortrag der Bildschirmschoner zuschlägt oder der Energiesparmodus einsetzt? Die Technik ist vor Ort jedes Mal eine andere. Kommen Sie rechtzeitig an und nehmen Sie sich die Zeit, einen ausgiebigen Check zu machen. Dazu gehört unbedingt auch eine Tonprobe mit Feedback aus verschiedenen Ecken des Saales.

Zertifikatslehrgang „Professional Speaking“

 

„Sales & Marketing“ und „Presenting & Performing“ für Speaker sind die beiden Themenblöcke des Zertifikatslehrgangs „Professional Speaking“. In den insgesamt 26 Modulen des Lehrgangs stellen namhafte Dozenten wie Dr. Stefan Frädrich, Martin Limbeck, Andreas Buhr, Cristián Galvéz, Sabine Asgodom, Michael Rossié, Bernhard Wolff oder Klaus J. Fink ihrer Expertise zur Verfügung und zeigen den Weg ins professionelle Vortrags¬business. Zielgruppe des Lehrgangs sind Trainer, die sich zum Speaker weiterbilden wollen, aber auch Führungskräfte, die ihre Vortragskompetenzen ausbauen und optimieren wollen.http://www.gsa-university.com

Zum Autor

Markus Hofmann, CSP, ist Gedächtnistrainer und versteht es, Menschen aus dem Stegreif zu unglaublichen Gedächtnisleistungen zu führen. Er ist als Vorstandsmitglied der German Speakers Association (GSA) aktiv und einer von sieben deutschsprachigen Certified Speaking Professionals weltweit. Neben seiner Tätigkeit als Top-Speaker steht er mit der Fachwelt in intensivem Wissens- und Erfahrungsaustausch: als Direktor des Steinbeis Transfer Instituts für den Zertifikatslehrgang „Professional Speaking“, Lehrbeauftragter an der Steinbeis Hochschule Berlin und der Management-Universität St.
Gallen sowie als Dozent an der ZfU International Business School.

Quelle: TrainerJournal 1/2012

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