Margret Richter Dr. Margret Richter

Komplexität

Win Systems

Dr. Margret Richter

Die globale Organisation der Produktion und des Handels mit Produkten und Dienstleistungen ist mit sehr komplexen Herausforderungen verbunden. Zu ihrer Bewältigung ist die Orientierung an den Gesetzmäßigkeiten der Biokybernetik und Systemtheorien erforderlich. Sie liefern Ansätze zur Erhaltung der Lebensfähigkeit komplexer Systeme unter ständig wechselnden Bedingungen einer komplexen Umwelt.

Globale Organisation von Produktion und Vertrieb

Als Beispiel für die globale Produktion und den globalen Handel mit den damit verbundenen Problemen sei der Arzneimittel-Weltmarkt hier aufgeführt. Seit einigen Jahren gibt es immer häufiger Lieferengpässe von Arzneimitteln als Folge der durch die Globalisierung enorm angestiegenen Komplexität. Für Hersteller, Großhändler, Apotheker, Kunden und Krankenkassen ergeben sich dadurch unterschiedliche Probleme, die jeder auf seine Weise bewältigen muss. Gerade der Endverbraucher von Arzneimitteln zeigt oft viel Unverständnis für die Lieferengpässe, da er vor der Globalisierung - zumindest in den alten Bundesländern - meistens das Arzneimittel bekam, was er haben wollte. Das ist heute oft wochen- oder monatelang nicht der Fall.

Für die weltweiten Arzneimittelengpässe gibt es viele Ursachen. Die Produktion von Arzneimitteln erfordert komplexe Produktionsprozesse. Je komplexer, desto störanfälliger sind sie. Hier handelt es sich um endogene Störfaktoren, die auf effiziente Art und Weise im Produktionssystem beseitigt werden müssen. Zu den Störfaktoren zählen zum Beispiel Rohstoffknappheit oder Qualitätsprobleme sowie Ausfall von Maschinen oder Menschen.

Die zunehmenden regulatorischen Anforderungen, die bei der Entwicklung, Zulassung, Herstellung, Lagerung, Import und dem Vertrieb von Arzneimitteln zur Gewährleistung der Arzneimittelsicherheit zu erfüllen sind, treiben die Komplexität und die Kosten in die Höhe. Das Wirtschaftlichkeitsgebot zwingt die Unternehmen, die Prozesse so effizient wie möglich zu machen. Überkapazitäten dürfen keine auftreten. Stark gesteigerter kurzfristiger Mehrbedarf führt zu Lieferengpässen.

Seit einigen Jahren schließen Krankenkassen im Rahmen von Rabattverträgen Lieferverträge mit bestimmten Herstellern für bestimmte Produkte. Fällt einer der Rabattvertragspartner aufgrund interner Produktionsprobleme aus, kann ein anderer Her­steller des Produktes mit demselben Wirkstoff diesen Mehrbedarf i.d.R. nicht decken. Es kommt zu Lieferengpässen. Denn die regulären Vorlaufzeiten von der Produktionsplanung bis zur Auslieferung von Arzneimitteln liegen im Durchschnitt bei circa sechs Monaten. Auch durch die steigende globale Nachfrage nach Arzneimitteln kommt es zu Lieferengpässen. Je weniger Produktionsstandorte ein globales Unternehmen hat, desto gravierender sind die Auswirkungen, wenn an einem oder gar dem einzigen Produktionsstandort endogene Probleme auftauchen oder der Produktionsstandort durch eine Naturkatastrophe zerstört wurde.

Lösungsansätze zur Handhabung der Komplexität

Es stellt sich die Frage, wie eine vorausschauende Produktion von Arzneimitteln in einem global agierenden Unternehmen bewerkstelligt werden kann. Wie müssen die komplexen Systeme Management, Produktion, Vertrieb, Marketing usw. aufgebaut sein, um problemlos oder problemarm nachfrageorientiert liefern zu können? Eine Orientierung am System Mensch kann hilfreich sein. Die Gesetzmäßigkeiten, die die Lebensfähigkeit und damit die Anpassung des Menschen an Veränderungen sichern, sollten sich auch Unternehmen zunutze machen.

Die Produktion von Arzneimitteln besteht aus zahlreichen Prozessen. Werden Zufuhr und Abfluss von Stoffen und Informationen so gesteuert, dass sich die Prozesse innerhalb definierter Ober- und Untergrenzen und somit in einem Fließgleichgewicht bewegen, ist die Funktionsfähigkeit des Prozesses gewährleistet. Damit das Produktionssystem einwandfrei funktioniert, muss das Zusammenspiel der einzelnen Prozesse des Produktionssystems reibungslos funktionieren. Dazu müssen die einzelnen Prozesse optimal miteinander vernetzt sein und Stoffe und Informationen müssen ohne Probleme weitergeleitet und verarbeitet werden. Entscheidungen bezüglich Änderungen sollten an der Stelle getroffen werden, an der die dazu notwendige Information oder das Wissen dazu vorhanden ist. Zahlreiche Rückkopplungen innerhalb des Produktionssystems müssen dafür sorgen, dass sich das System innerhalb gewisser Grenzen in einem stabilen Zustand hält.

In der Biologie wird dieses dynamische Gleichgewicht durch Rückkopplungen Homöostase genannt. Gebräuchlich ist auch der Begriff Homöodynamik, da Stase Stillstand und damit Tod bedeutet.

Soll die kundenorientierte Lieferung von Arzneimitteln eines global agierenden Unternehmens ohne größere Lieferengpässe funktionieren, ist es erforderlich, alle an der Produktion und dem Vertrieb beteiligten Systeme untereinander so gut zu verzahnen, dass die richtigen Waren und Informationen schnellstmöglich störungsfrei an die richtigen Stellen zur richtigen Bewertung geleitet werden, von denen sie schnellstmöglich an die richtigen Stellen zur Umsetzung erforderlicher Änderungen geschickt werden. Nur durch eine optimale Verzahnung zwischen den beteiligten Unternehmen, den zuständigen Behörden, der Politik und den Krankenkassen mit rückgekoppelten Informationssystemen, lassen sich Lieferengpässe im Arzneimittelbereich reduzieren.

Findet die Produktion zum Beispiel in Japan statt, das Management, die Entwicklung und das Marketing in Deutschland und der Vertrieb in vielen anderen Ländern der Welt, ist das eine sehr große Herausforderung.

Win Systems können dann entstehen, wenn kontinuierlich richtige Entscheidungen getroffen werden. Voraussetzung dafür ist ein leistungs­fähiges Informationssystem, das nach dem Prinzip von Rückkopplungen funktioniert. Das ist die wichtigste Ressource zur Steuerung lebensfähiger Systeme. Die Orientierung von Unternehmen an den bio­kybernetischen Gesetzmäßigkeiten wird immer dringender.

Mit diesem Artikel wollte ich Ihnen aufzeigen, wie komplex Prozesse in unserer global orientierten Wirtschaftswelt sind und das der Mensch mit diesen komplexen Herausforderungen nur dann fertig werden kann, wenn er überholte Denkmuster überwindet, die für lineare Probleme ihre Gültigkeit haben. Für globale und damit äußerst komplexe Herausforderungen sind sie unbrauchbar. Nur die Orientierung an den Gesetzmäßigkeiten der Biokybernetik und Systemtheorien kann bei der Bewältigung komplexer Fragestellungen helfen. Damit sind wir bei uns Trainern, Beratern und Coaches, die sich notwendigerweise mit diesen Theorien und den zugehörigen Methoden befassen sollten, um als Helfer bei den zunehmenden komplexen Herausforderungen fungieren zu können, damit für die Kunden Win Systems entstehen. Entscheidend dafür ist Systemkenntnis und Kenntnis der Systemtheorien und der Gesetzmäßigkeiten der Biokybernetik mit den zugehörigen Methoden. Dann können auch für Trainer, Berater und Coaches Win Systems entstehen.

 

Die Autorin: Dr. rer. Nat. Margret Richter

studierte in Marburg Pharmazie. Sie hat mehr-jährige Erfahrung in der Pharmain¬dustrie und als selbständige Apothekerin. Dr. Richter hat sich spezialisiert auf das Management komplexer Probleme und arbeitet seit 20 Jahren auf den Gebieten Vernetztes Denken, Biokybernetik, Systemtheorien und Evaluation. Als Inhaberin der SOLIDIA Managementberatung hat sie ihre Schwerpunkte in den Gebieten Strategie, Veränderung und Evaluation.

SOLIDIA – Managementberatung
Dr. Margret Richter
Rönkrei 49, D-22399 Hamburg
Tel. 040-6447074, Fax 040-6444645
margret.richter@solidia.de, www.solidia.de 

Angebot der Autorin:

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