Zamyat M. Klein

Power Napping, Siesta oder Mittagsschlaf?

Mittagsschlaf klingt ja irgendwie spießig und altbacken, Siesta schon gemütlicher mit südlichem Klang und Urlaubsflair. Power Napping ist nun etwas, das auch zu einem dynamischen Jungunternehmer passt - oder? Also, mir ist es egal, wie es heißt: ich brauche es!

Lange Zeit habe ich es verschämt verheimlicht, bis ich dann immer wieder in Literatur und Zeitschriften darauf stieß, wie gut und gesund und kreativitäts- und leistungsfördernd ein Mittagsschläfchen ist.

Vor allem wurde ich durch die Lektüre des Buchs "Energiekompetenz" von Verena Steiner darin bestätigt, dass ich "ein Recht" auf meinen Mittagsschlaf habe. Und ihn guten Gewissens halten kann. Und ein gutes Gewissen ist ja ein sanftes Ruhekissen. Es soll ja nicht noch mehr Stress machen, wenn ich mir eine Pause gönne.

 

Berühmte Beispiele

Sie führt nicht nur Berühmtheiten an, die alle auf ihrem Mittagsschlaf bestanden wie Goethe, Thomas Mann, Einstein, Newton und Winston Churchill. Sondern sie erklärt sehr ausführlich und wissenschaftlich fundiert, wie und warum es sinnvoll ist, den eigenen Rhythmus zu finden. Und nicht gegen den Körper und seine Tiefs zu arbeiten, sondern dem Tief nachzugeben. Weil nämlich nur dann das nächste Hoch ein wirkliches Hoch sein kann.

Gesteigerte Leistungsfähigkeit

Es geht also nicht nur darum, sich nicht völlig auszupowern, sondern auch schon einige Stufen vorher ist es ratsam, mit seiner Energie bewusst umzugehen. Einfach weil die Leistung dann besser und unterm Strich effektiver ist.

Cordula Nussbaum schreibt in ihrem Buch "Organisieren Sie noch oder leben Sie schon", dass ein 10- bis 30 minütiges Schläfchen die Leistungsfähigkeit und die körperliche Fitness um 35 Prozent steigert.

Meine Erfahrung

Meine persönliche Erfahrung: ich brauche mittags ein warmes Mittagessen (so wie es eben früher üblich war) und danach bin ich natürlichweise müde. Mein Blut ist weniger im Gehirn, da es mit Verdauung beschäftigt ist.

Ich trinke daher anschließend einen Tee und lese einige Seiten, danach lege ich mich auf die Seite. Manchmal reicht es 5 Minuten links, 5 Minuten rechts - manchmal auch ein wenig länger.

Danach springe ich dann auf und bin wieder fit.

Sortierprogramm

Mein Eindruck ist dabei ganz oft, dass Gedanken- und Bilderfetzen durch mein Hirn schwimmen, von den Themen, die ich gerade bearbeite, das alles einmal umgerührt wird und sich dann irgendwie setzt.
Und manchmal tauchen in diesem Zwischenzustand dann schlagartig neue Ideen und Lösungen auf.

Das mobilisiert dann sofort wieder meine Energie und ich arbeite weiter.

Nun kann ich das ja zu Hause einigermaßen hinkriegen (könnte man zumindest meinen), aber im Seminar?

Beides erfordert dann aber eine gewisse Kreativität.


Idealer Tagesplan und der schwere Weg zum Mittagsschlaf

 

Mittagsschlaf zu Hause

Man könnte meinen, dass es zu Hause am leichtesten zu organisieren ist. Für mich nicht.

Denn dazu gehört Disziplin!
Andere brauchen vielleicht eher Disziplin um zum arbeiten. Ich werde oft gefragt, ob mir das als Freiberuflerin nicht schwer fällt, regelmäßig am Schreibtisch zu sitzen? Nein, gar nicht, ich brauche Disziplin, um rechtzeitig aufzuhören und eine Pause zu machen.

Mein idealer Tagesplan sieht so aus:

6:00 Uhr aufstehen, Yoga oder Walken (das Ganze beginnt auch manchmal eine Stunde eher)
7:00 Uhr Frühstück
7:30 Uhr am Schreibtisch
12:30 Uhr Mittagspause (dann habe ich immerhin schon 5 Stunden gearbeitet)kochen, essen, Tee trinken und lesen, Mittagsschläfchen
15:00 - 17:00 / 18 Uhr Büro oder andere Termine.

Soweit die Ideal- Planung. Der Anfang klappt schon ganz gut, im Moment auch mit dem Yoga. Es gab Zeiten, wo ich trotz aller guten Vorsätze direkt zum Schreibtisch stürmte, weil ich morgens eben voller Energie und Elan bin und gleich loslegen möchte. Gottlob macht mir meine Arbeit Spaß, so dass ich mich nicht dazu zwingen muss.

Die erste Klippe entsteht mittags. Ich habe mir inzwischen schon angewöhnt, bei Outlook einzustellen, dass es um 12:30 Uhr klingelt und ich in die Pause geschickt werde.

"Ach, noch schnell die E-Mail beantworten", denke ich dann in meinem Leichtsinn- und ehe ich mich versehe, ist es schon eine Stunde später, weil da inzwischen natürlich noch mehr E-Mails gekommen sind. Außerdem kam noch ein Anruf, wo ich sofort etwas schicken soll. Das muss ich aber erst noch schreiben usw. Und plötzlich ist es 15:00 Uhr.

Da um 16 Uhr der nächste Termin ist, wird die Pause dann sehr hektisch, es reicht gerade noch, um eine halbe Pizza in den Minibackofen zu schieben und mich die 10 Minuten symbolisch auf die beiden Ohren zu hauen. Das ist natürlich nicht besonders stressmindernd.

Ja, und abends - jetzt wo es so lange hell ist - merke ich dann gar nicht, dass es schon 19:00 Uhr ist. Und ich wollte doch unbedingt noch dies und jenes fertig machen. 20 Uhr ist aber dann das äußerste Limit - dann verlasse ich doch meist das Büro und vor allem den PC. 
 


 

 

Kreatives Brainstorming: pünktlich aus dem Büro

Folgende Tricks habe ich mir nun zur Selbstüberlistung ausgedacht.

1. In Outlook- Aufgaben die Erinnerungsglocke einstellen.

2. Dazu habe ich noch ein "Timerle" am PC, einen kleinen Wecker, der mächtig nervig klingelt.

3. Damit ich aber wirklich auch aus dem Büro rausgehe, plane ich diverse Wecker auf die Treppe zu stellen, die nach oben in die Küche führt. Wenn ich dann erst mal oben bin (um sie auszustellen), dann bleibe ich da.

4. Sie können sich auch von einer Kollegin oder einem Freund anrufen lassen, der freundlich, aber bestimmt sagt: "Raus aus dem Büro!"

5. Eine Zeitschaltuhr, die den PC ausschaltet :-)

6. Sich für jedes pünktliche Büro- Verlassen statt "Fleißkärtchen" Lobpunkte verteilen. Bei 50 Lobpunkten gönnen Sie sich einen Saunabesuch, eine Massage oder was sonst ihrer Entspannung förderlich ist.

Wie sieht es bei Ihnen aus? Gönnen Sie sich auch einen Mittagsschlaf? Wie organisieren Sie ihn? 
 


 

 

Mittagsschlaf in Seminaren

Der Wunsch, auch in Seminaren einen Mittagsschlaf zu halten, birgt natürlich noch viel größere und andere Herausforderungen als zu Hause.

Das ist einmal die Zeit: in vielen Seminaren wird sofort nach dem gemeinsamen Mittagessen weiter gearbeitet - für mich ein Grauen.

Denn es ist nicht einfach eine Macke von mir, sondern eine Erfahrung, dass sich mein Gehirn und meine Zunge verknoten, wenn ich da so non- stop durchpowern soll.

Wir Trainer sind ja in einer anderen Situation als die Teilnehmer. Die können sich zwischendurch jederzeit ausklinken, ohne dass es weiter auffällt.

Aber wir stehen vorne auf der Bühne und sind ununterbrochen präsent. Auf 150 und Adrenalin bis zum Anschlag. So lange ich da agiere, spüre ich auch keinerlei Müdigkeit. Aber dann...

Wenn ich dann eben eine Pause mache (wie mittags) oder nach dem Seminar, merke ich, dass ich zwischendurch die Batterie auch wieder aufladen muss.

Da ich keine Maschine bin (und selbst die werden gewartet), muss ich eben dafür sorgen, dass ich mit meinen Kräften haushalte.

Vor allem möchte ich auch, dass meine Teilnehmer das Optimale bekommen. Das können sie nicht, wenn ich halb im Suppen-Koma hänge.

Daher habe ich auch hier einiges an Strategien entwickelt.
 


 

 

Die Pausenzeiten

Das Schwierigste und Nervigste ist es immer, mit den Teilnehmern Pausenzeiten auszuhandeln, in denen ich die Möglichkeit habe, wenigstens kurz einmal abzuhängen. Sie sind ja die Teilnehmer, die vielleicht einmal im Jahr ein Seminar besuchen - und kapieren nicht immer, dass es für mich aber Alltag ist und es Zeiten gibt, wo ich jede Woche Training habe. Da kann ich nicht in einem permanenten Ausnahmezustand leben.

Das war für mich auch das Schwerste: dazu zu stehen und zu sagen "Ich brauche das!" Natürlich hängt das auch von der Seminarlänge ab. Wenn es nur ein Ein- Tages Training ist, dann habe ich da auch meine Skrupel.

Vor allem wenn Teilnehmer nicht auch im Hotel wohnen, möchten sie gerne die Pausen kürzen und dafür vorher aufhören.
Wie ich das hasse!

Sind die hier um was zu lernen oder es möglichst schnell hinter sich zu bringen? Da ich früher oft Seminar zum Thema "Lernen" gab und ja auch heute zum Thema "Lehren" kann ich da immer gut argumentieren, dass Lernen so nicht optimal funktioniert.

Denn auch Lernprozesse brauchen Pausen, damit sich das Gelernte einordnen und setzen kann.
Aber was sind solche Argumente gegen subjektive Bedürfnisse?
 


 

 

Wo schlafen?

Die zweite Schwierigkeit ist, wo ich denn meinen Kurz- Mittagsschlaf halte. Wenn ich im gleichen Hotel schlafe, wo das Seminar stattfindet, ist das natürlich kein Problem. Aber nicht immer sind Tagungshaus und Hotel identisch. Oder ich schlafe zu Hause oder...

Daher habe ich immer, wenn ich mit dem Auto fahre, zwei Decken dabei. Dann lege ich eine auf den Boden, die andere über mich. In einer Ecke des Seminarraums oder in einen kleinen Gruppenraum.

Ich habe aber auch schon in einem Kosmetiksessel (Ausbildung für Friseure) gelegen oder auf einem Schrank in einem Flur!

Dabei half mir immer die Erinnerung an meine 10 Reisen in die Sahara, wo ich mich mittags in der Gluthitze um irgendwelche winzigen Sträucher kringelte, um ein Minimum an Schatten abzubekommen. Auf Wurzeln, Steinen und Ziegenkötteln, bedeckt nur mit dem Chech (Turban), um die Fliegen abzuhalten.

Wenn das möglich war, dann kann ich auch mal auf dem Boden liegen...Hauptsache ich liege für 10 Minuten.

Ich habe dann das Gefühl, dass ich einmal kurz alles loslassen kann, jeden Knochen und Muskel - was ich im Sitzen nicht kann. Und es gleicht dann auch eher einem Kurzkoma als einem Nickerchen.

Doch anschließend bin ich wieder präsent.
 


 

 

Aus der Not eine kreative Tugend machen

So wie ja oft aus Fehlern geniale Erfindungen entstanden sind (Penicillin beispielsweise), so gibt es ja auch den Spruch „Not macht erfinderisch“.

Für meine Kreativitäts-Seminare habe ich dann mal „aus der Not“ eine Kreativitätstechnik entwickelt, bei der die Teilnehmer nach dem Mittagessen erst einmal aus dem Hotel gehen müssen. Je nach Seminar-Ort nenne ich die Übung „Kreativität in der Stadt“ oder „Kreativität in der Natur“. Den Ablauf der Übung erkläre ich vor dem Mittagessen und jeder Teilnehmer bekommt zwei verschieden farbige Arbeitsblätter.

Wenn Sie losgehen, lesen sie vorher das gelbe Blatt und befolgen die Anweisungen. Sie gehen 10 Minuten (mit bestimmten Wahrnehmungsaufgaben verbunden), danach geht es mit dem grünen Blatt weiter. (Das hat dann auch ein wenig von Schnitzeljagd). Es ist eine Abwandlung der „Reizwort-Methode“.

Insgesamt sind sie 30 Minuten unterwegs, anschließend wird die letzte Phase im Seminarraum bearbeitet.

Das, was ich als „Trick“ entwickelt habe, entpuppte sich als eine der beliebtesten Methoden. Oft kam bei der Seminarauswertung, dass sie besonders hilfreich für einen Teilnehmer war.

Nicht nur, dass sie ins kalte Wasser geschmissen werden, weil sie da zum ersten Mal alleine (ohne meine direkte Unterstützung) die Phasen der kreativen Ideenfindung durchlaufen. Für die Teilnehmer ist es natürlich auch gut, sich nach dem Essen an der frischen Luft zu bewegen. Und durch den gedanklichen Umweg über die Reizworte erleben sie, wie die Kreativitätstechniken funktionieren. Und sind völlig verblüfft und erfreut, dass sie dadurch tatsächlich neue und brauchbare Ideen bekommen oder Lösungen für ein Problem finden.


Zamyat M. Klein

Diplom Pädagogin, Kreativ- Trainerin, Coach und Autorin. Seit 1990 selbständig mit ZamyatSeminare, Schwerpunkte Kreativitätstechniken und Train the Trainer.

Bisherige Buchveröffentlichungen ( eine Auswahl)

  • Vom Entscheidungsfrust zur Entscheidunglust- Kreative Methoden für leichtes Entscheiden, eBook 2009, Eigenverlag
  • Kreative Geister wecken- Kreative Ideenfindung und Problemlösungstechniken- Ein Seminarkonzept für Trainer, managerSeminare 2006
  • Das tanzende Kamel – Kreative und bewegte Spiele für Trainings und Seminare, managerSeminare 2008
  • Das tanzende Kamel- DVD- 33 Spiele zum Anschauen und Nachmachen, managerSeminare 2008
  • 35 Spiele für die Gruppenaufteilung, Jünger Trainer Tools und GABAL, Februar 2009
  • Kreative Seminarmethoden- 100 kreative Methoden für erfolgreiche Seminare, GABAL 2003
  • Schlüsselfaktor Kreativitätstechniken – im Management Lehrgang „Führung kompakt“ der Haufe Akademie, Band 4

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