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In Rente gehen - und was dann?

Christiane Wittig

Haben Sie sich auch schon mit Ihrer Rente beschäftigt? Nein, nicht mit den finanziellen Aspekten sondern mit dem Thema Arbeit oder besser Beschäftigung allgemein. Also bis wann wollen Sie trainieren oder coachen? Was wollen Sie danach machen wenn Sie keine vollgepackten Arbeitstage mehr haben?

Mich fragen Freunde immer wieder: wie lange musst Du denn noch….? Dann ist meine Gegenfrage: was meinst Du mit „mußt“?

Manche Angestellte zählen schon seit Jahren die Tage bis zur Rente und rechnen sich alle 4 Wochen aus mit wieviel Abschlägen sie schon jetzt aufhören könnten zu arbeiten. Und andere dürfen nicht länger als bis zum 65. Lebensjahr arbeiten, weil das Unternehmen es so will. Wollen würden sie gerne noch.

Wer als Freiberufler arbeitet hat es meist leichter aus dem Arbeitsleben auszuscheiden. Man muß nicht von heute auf Morgen den Bleistift fallen lassen und den Schreibtisch räumen sondern kann die Arbeit „ausschleichen“ lassen. Weniger Aufträge annehmen, weniger akquirieren usw.

Aber auch das ist manchmal nicht so einfach. Uns sagt niemand Du mußt aufhören. Wir können aufhören. Aber wann ist der richtige Zeitpunkt? Ich bin der Meinung, dann, wenn unsere Kunden uns nicht mehr wollen.

Viele Freiberuflicher, die selbst verantwortlich für ihre Altersvorsorge sind, müssen tatsächlich bis mindestens 65 arbeiten weil sonst die Rente nicht reicht. Andere wollen nicht aufhören, weil sie gut gebucht sind und sich ein Leben ohne Trainings oder Coachings gar nicht vorstellen können. Wieder andere arbeiten einfach, weil es Ihnen Spaß macht und sie noch Aufträge bekommen. Denn was haben die Jungen was wir nicht haben?

Ein gestresster lebenserfahrener 50jähriger Manager kann mit einem 20jährigen Coach wahrscheinlich nicht viel anfangen. Dafür ist der Jungunternehmer oder das Start Up Unternehmen diesem aber vielleicht in der Denke wesentlich näher.

Aber irgendwann ist trotzdem mal Schluß. Und was kommt dann?

Wer von heute auf morgen aufhört zu arbeiten fällt oft in ein tiefes Loch. Nichts mehr zu tun zu haben wird gleichbedeutend mit „nicht mehr gebraucht zu werden“. Dabei gibt es unendlich viele Möglichkeiten, diesen Lebensabschnitt sinnvoll und erfüllt zu gestalten. Gerade als Trainer sind wir es doch gewohnt, mit Menschen umzugehen, Ideen zu entwickeln und Eigeninitiative zu zeigen. Und das muß man ja nicht von heute auf morgen aufgeben.

Den Spruch „wenn ich mal in Rente bin, dann...“ habe ich immer belächelt. Und ich bin auch heute noch der Meinung, dass man Dinge, die man will, sofort anpacken sollte. Denn wer weiß ob man es später noch kann. Aber das ist unberührt von den Ideen für „nach dem aktiven Arbeitsleben“. Ich bin überzeugt, wer weiß, was er nach der aktiven Zeit machen will, braucht auch keine Angst zu haben, dann zum Couchpotatoe zu werden. Es gibt heutzutage so viele Möglichkeiten sein Leben zu gestalten, von ehrenamtlicher Tätigkeit bis zu neuen Hobbies oder eigener Weiterbildung. Lebenslanges Lernen ist für mich nicht nur eine Phrase.

Man kann idealerweise schon während der Arbeitstätigkeit Kontakte knüpfen, die einem den Übergang in den späteren Lebensabschnitt erleichtern. Das ist genauso als wenn man von der Angestellten-Situation in die Selbstständigkeit wechselt. Dabei ist es auch hilfreich, rechtzeitig Kontakte zu knüpfen die einem später nützlich sein können.

Auch wenn es im Alter vielleicht einige körperliche Einschränkungen gibt, sind sie doch Dank moderner Medizin und technischer Entwicklungen meist auszugleichen. Außerdem haben wir ja nun Zeit für gesundheitsfördernde Aktivitäten. Es hetzt uns ja keiner mehr – außer wir selbst tun es – und wir können uns die Zeiten nach unserer Leistungsfähigkeit einteilen. Wir müssen uns nicht mehr überfordern. Aber wir brauchen immer noch Aufgaben um uns nicht unnütz zu fühlen. Und dabei ist es ganz egal, ob das die Betreuung der Enkel ist – und die Zeit die wir uns dafür schon so lange gewünscht haben - oder eine ehrenamtliche Tätigkeit von Gassigehen mit Tierheimhunden über Vorlesen im Altersheim. Ein Freund von mir ist z.B. Hobbyarchäologe geworden.

Das Alter – wer beurteilt eigentlich wann wir alt sind - hat außerdem den Vorteil, dass wir weder uns noch anderen etwas beweisen müssen. Wir können aus unseren Erfahrungen schöpfen, müssen aber nicht jede Neuerung oder jeden technischen Schnick Schnack mitmachen. Wir dürfen Neues wagen, aber auch souverän und entspannt Nein sagen.

Wir müssen der Zeit nicht hinterher hetzen, oder ihr ständig voraus sein, sondern dürfen wirklich im Hier und Jetzt leben oder uns Auszeiten gönnen und diese ohne schlechtes Gewissen genießen.

Also keine Angst vor dem „Unruhestand“, sondern Freude auf neue Herausforderungen und Aufgaben.

Vorbei mit dem Stress, Akquirieren zu müssen. Genießen wir die Zeit, wirklich nach dem Lustprinzip arbeiten zu können. Das zu machen was uns uneingeschränkt Spass macht und trotzdem etwas Sinnvolles zu tun. Vielleicht kann man seine Erfahrungen im Rahmen von Mentoring-Programmen an andere weitergeben, junge Menschen beim Start ins Berufsleben unterstützen oder nochmal etwas ganz Neues lernen. Der Mann einer Freundin begann mit Gitarrenunterricht und tritt mittlerweile sogar in Konzerten auf.

Wenn ich mittags mit meinem Hund meine Runde drehe und mir bei schönem Wetter im Biergarten eine Halbe gönne, bin ich froh, schon „alt“ zu sein. Es merkt ja Gott sei Dank keiner. Denn morgen habe ich wieder ein Coaching. Aber nur 2 Stunden. Übermorgen halte ich im Hundeverein einen Vortrag. Und nächste Woche habe ich einen Workshop zum Thema Entschleunigung. Einmal Trainer immer Trainer.

Die Autorin

Christiane Wittig ist seit 1990 erfolgreich als Trainerin und Coach tätig.1969 zog es die gebürtige Berlinerin nach München. Nach verschiedenen Führungspositionen in der Investitionsgüterindustrie wagte sie 990 den Schritt in die Selbständigkeit und gründete wws weiterbildung – seminare + coaching.

Im Laufe der Jahre entwickelte sie sich zur Expertin für selbstbestimmtes Leben und optimierte Arbeitsorganisation und Zeitbewußtsein. Mit Trainings-on-the-job und Coachings unterstützt sie Menschen bei mehr Achtsamkeit für sich selbst und damit einer verbesserten Lebensqualität.

Christiane Wittig
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